Gopher



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Gopher

 

Die Dienste Telnet und FTP erfordern die Kenntnis und Eingabe einer Internet-Adresse. Ein Internet-Anwender muß deshalb immer wissen, auf welchem der vielen tausend Rechner er interessante Informationen finden kann. Außerdem hat die Informationssuche via FTP den Nachteil, daß kein Online-Zugriff möglich ist. Ein Dokument muß immer erst übertragen und gespeichert werden, um einen Blick auf den Inhalt werfen zu können.

Um diesen Einschränkungen zu begegnen, sind in den letzten drei Jahren komfortablere, erweiterte Internet-Dienste entstanden, bei denen die Herkunft von Daten dem Benutzer nicht bekannt sein muß und die die Informationssuche vereinfachen.

Ursprünglich wurde an der Universität von Minnesota mit dem CWIS (Campus Wide Information System) ein System entwickelt, mit dem Nachrichten und andere Informationen den Studenten und Wissenschaftlern der Universität zentral zugänglich gemacht werden sollten, wobei die Betreuung der einzelnen Datenbestände weiterhin lokal von den einzelnen Anbietern durchgeführt werden konnte.

Unter dem Namen ,,Gopher`` wurde dieses System weiterentwickelt und fand weltweite Verbreitung.

Für die Herkunft des Namens ,,Gopher`` gibt es zwei Deutungen. Die einen verweisen auf gopher (Taschenratte), das Maskottchen des Bundesstaates und der Universität von Minnesota. Andere leiten den Namen vom amerikanischen ,,Go for it`` ab.

Im Prinzip ist Gopher ein erweitertes Dateisystem, mit dem auch auf entfernt liegende Dateien zugegriffen werden kann. Die Informationen werden zentral angeboten, können aber physikalisch auf verschiedenen Systemen abgespeichert sein. Ähnlich einem Dateiverzeichnis bietet Gopher eine hierarchisch aufgebaute Menüstruktur, dessen Einträge im Gegensatz zu Dateinamen aber keine Längenbeschränkung besitzen und so aussagekräftiger sein können. Neben weiteren Unter-Menüs kann ein Gopher-Menü Dateien in einer fast beliebigen Form enthalten. Gopher erkennt Bilder oder Sounddateien und startet nach der Übertragung die entsprechenden Programme zur Bearbeitung dieser Dateien auf dem Arbeitsplatzrechner.

Gopher ist ein typisches Client-Server-Konzept. Mit einem Client auf dem Arbeitsplatzrechner wird dabei eine TCP/IP- Verbindung zu einem Gopher-Server aufgebaut. Gopher hält aber im Gegensatz zu FTP nicht ständig eine Verbindung zum Server, sondern baut diese nach Empfang eines Menüs sofort wieder ab. Verweist ein angewählter Menüpunkt dann auf einen anderen Rechner, wird die Verbindung direkt dorthin aufgebaut.

Veronica

 

Nachdem in den letzten drei Jahren die Zahl der Gopher-Server immer weiter angestiegen ist, wird es zunehmend schwerer, Informationen zu lokalisieren. Man ist wieder an einem Punkt angekommen, an dem man einzelne Gopher-Server nach geeigneten Informationen durchsuchen muß.

Deshalb wurde an der University of Las Vegas ein Suchsystem entwickelt, mit dem automatisch die Menüs sämtlicher Gopher-Server gesammelt und in einem Index zusammengefaßt werden. Veronica (Abkürzung (!) für Very Easy Rodent-Oriented Net-wide Index to Computerized Archives ) ist damit für den ,,gopherspace`` das gleiche wie Archie für FTP.

Für Veronica ist kein eigener Client erforderlich, der von mehreren Rechnern in der ganzen Welt angebotene Dienst ist über einen Gopher-Client anwählbar. Nach Eingabe eines Suchbegriffs liefert Veronica das Ergebnis der Suche in Form eines Gopher-Menüs, so daß direkt auf die einzelnen Einträge zugegriffen werden kann.

Im Gegensatz zu Archie ist bei Veronica keine explizite Registrierung notwendig. Die Inhaltsverzeichnisse, genauer gesagt jeder Menütitel aller Gopher-Server, die beim sogenannten ,,mother of gophers`` an der Universität von Minnesota eingetragen sind oder über ein Menü eines eingetragenen Servers erreicht werden können, werden automatisch in der Regel einmal pro Woche von Veronica gesammelt und indiziert, so daß eine Schlüsselwortsuche in dieser Titeldatenbank durchgeführt werden kann.



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Mon Oct 31 16:34:47 MET 1994