Heinz-Otto Hoppe Sommersemester 1993 Heinrichstr. 19a 10. Fachsemester 44623 Herne 10. Studiensemester Tel.: 02323-54114 "GLOBALE PINNWŽNDE" MAILBOXNETZWERKE ALS MITTEL GESELLSCHAFTSPOLITISCHER KOMMUNIKATION Studienarbeit am Institut fr Journalistik der Universit„t Dortmund Abgabetermin: 6. August 1993 INHALTSVERZEICHNIS 1. EINLEITUNG.............................................1 2. AUFBAU UND FUNKTION VON VERNETZTEN MAILBOXSYSTEMEN.....3 3. ZUR ENTSTEHUNGSGESCHICHTE DER COMPUTER-KOMMUNIKATION...7 3.1 Die Anf„nge der computergesttzten Datenfern- bertragung............................................7 3.2 Die Entstehung von elektronischen Post- und Konferenzsystemen......................................9 3.3 Das Aufkommen von privaten Mailboxnetzwerken..........11 3.4 Der Beginn der Brgernetzbewegung.....................13 4. EINSATZBEREICHE UND VERBREITUNG VON MAILBOXNETZWERKEN 1 6 4.1 Unternehmensnetzwerke.................................16 4.2 Kommerzielle Netzwerke................................16 4.3 Forschungsnetzwerke...................................18 4.4 Milit„rische Netzwerke................................18 4.5 Kooperative Netzwerke.................................19 4.6 Hobbynetzwerke........................................20 4.7 Politische Netzwerke..................................21 5. DIE BEDEUTUNG VON POLITISCHEN MAILBOXNETZWERKEN.......24 5.1 Beispiele fr den Einsatz von politischen Mailboxnetzwerken.....................................24 5.2 šberlegungen zum Potential von politischen Netzwerken 2 9 5.3 Nutzungsanalyse am Beispiel von COMLINK...............32 5.3.1 Untersuchungsziele und Vorgehensweise................32 5.3.2 Ergebnisse...........................................33 6. GRENZEN UND RISIKEN DER MAILBOX-KOMMUNIKATION.........36 6.1 Datenschutzrechtliche Betrachtung.....................36 6.2 Wandel des Sozial- und Kommunikationsverhaltens.......40 6.2.1 Beispiele fr neue Kommunikationskonventionen........46 7. ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG UND AUSBLICK...............51 VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN UND TABELLEN LITERATURVERZEICHNIS ANHANG Here in the land of opportunities what's happening to our liberty? You can say what you like, but it doesn't change anything. NEW MODEL ARMY, "The 51st state of America" 5 .V.1. EINLEITUNG; Gegenstand dieser Studienarbeit ist ein neues Kapitel in der Geschichte der elektronischen Kommunikation. Weitgehend unbemerkt von ™ffentlichkeit und Wissenschaft entwickelt sich seit Mitte der achtziger Jahre ein neuartiges poli- tisches Medium: Das Brgernetzwerk. Was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff? Wie funk- tioniert ein Brgernetzwerk? Von wem und auf welche Art und Weise wird es genutzt? Wo liegen die Chancen, wo die Risiken des neuen Mediums? Das Ziel dieser Arbeit ist es, einige Antworten auf diese Fragen zu finden, Begrifflich- keiten zu kl„ren, Strukturen sichtbar zu machen und Per- spektiven aufzuzeigen. Dabei ergibt es sich von selbst, daá die Ausfhrungen zu einer so neuen und unerschlossenen Thematik gr”átenteils in einem explorativen Rahmen bleiben mssen. Im anschlieáenden Kapitel werden zun„chst der Aufbau und die Funktion von vernetzten Mailboxsystemen von ihrer tech- nischen Seite her beleuchtet. Kapitel 3 schildert die Ent- wicklungsgeschichte der Computerkommunikation vor ihrem zeit- und technikgeschichtlichen Hintergrund. Die gegen- w„rtige Situation von Mailboxnetzwerken, ihre Einsatz- bereiche und Verbreitung sind das Thema des vierten Kapitels. Im Anschluá daran folgt der Hauptteil dieser Arbeit. Er gibt einen exemplarischen šberblick ber die bestehenden Nutzungsformen von politischen Mailboxnetzwerken, er”rtert šberlegungen zu ihrem gesellschaftlichen Potential und ana- lysiert auf empirischer Basis die Nutzung eines Brger- netzwerks in der Bundesrepublik. Das sechste Kapitel be- sch„ftigt sich mit m”glichen Grenzen und Risiken. Dazu wird eine datenschutzrechtliche Einordnung der Mailbox-Kommuni- kation vorgenommen und die Frage untersucht, welche Aus- wirkungen auf unser Sozial- und Kommunikationsverhalten vom Einsatz computer-vermittelter Kommunikationssysteme zu er- warten sind. Die zusammenfassende Bewertung am Ende dieser Arbeit ver- sucht, die behandelten Aspekte zu einem Gesamtbild zu- sammenfgen und einen Ausblick auf die zuknftige Rolle von politischen Mailboxnetzwerken zu geben. 6 2. AUFBAU UND FUNKTION VON VERNETZTEN MAILBOXSYSTEMEN; Eine Mailbox ist nach der Definition der amerikanischen Electronic Mail Association und der European Electronic Mail Association ein computer-gesttztes Mitteilungssystem mit Zwischenspeicherungsverfahren.1 Diese Definition umfaát eine Vielzahl von technischen Ausgestaltungsm”glichkeiten. In Abbildung 1 ist die L”sung dargestellt, die bei privaten, nicht-kommerziellen Mailboxnetzwerken am weitesten verbreitet ist.2 In diesem Fall besteht die Mailbox-Einheit aus einem Computer, meist ein PC-Rechner oder ein anderer Micro- computer, der ber ein Modem mit dem ”ffentlichen Fern- sprechnetz verbunden ist. Das Modem fungiert dabei als A/D- Wandler, d.h., es bersetzt die digitalen Signale des Com- puters in analoge Schwingungen, die dann im Telephonnetz weitergeleitet werden k”nnen. Umgekehrt kann es auch an- kommende Analog-Schwingungen in digitale Signale zurck- wandeln. Der Mailbox-Rechner, der oft rund um die Uhr in Betrieb ist, wird durch eine spezielle Kommunikationssoftware ge- steuert, die unter anderem das Modem veranlaát, bei einem Anruf abzuheben und eine Verbindung zum Anrufer aufzubauen. Auf der anderen Seite der Leitung befindet sich ebenfalls ein Microcomputer mit angeschlossenem Modem, der vom Teil- nehmer (eng.: user) als Terminal benutzt wird. Mit Hilfe von Kommunikationsprogrammen kann der User nach erfolgter Anwahl des Mailbox-Rechners sowohl Daten an diesen senden als auch von ihm empfangen. Dabei handelt es sich meist um alphanumerische Zeichen. M”glich ist aber auch der Transfer von bin„ren Dateien (z.B. Programm-Codes, digitalisierte Bilder oder Kl„nge). Die Steuerung dieser Austauschvorg„nge wird den Usern durch Benutzteroberfl„chen erm”glicht, die h„ufig den Betriebs- systemen von Microcomputern nachempfunden sind. So zeigen sich die meisten Mailboxen ihren Teilnehmern als eine Samm- lung von Nachrichten und Dateien, die in Verzeichnissen oder "schwarzen Brettern" abgelegt sind. Grunds„tzlich sind zwei Arten dieser Bretter zu unter- scheiden; zum einen die pers”nlichen Bretter oder "Postf„cher", die auschlieálich ihrem Besitzer zug„nglich sind. Zum anderen gibt es ”ffentliche, meist thematisch ge- gliederte Bretter, auf die alle User einer Box Lese- und/ oder Schreibzugriff haben. Entsprechend gibt es auch zwei verschiedene Arten von Mailbox-Nachrichten; auf der einen Seite pers”nliche Mitteilungen, die nur im Postfach ihres Empf„ngers gelesen werden k”nnen, andererseits fr alle Teilnehmer lesbare Nachrichten in den ”ffentlichen Brettern. ™ffentliche und private Nachrichten k”nnen nicht nur inner- halb einer Box, sondern auch ber ein Mailboxnetzwerk aus- getauscht werden. Ein solches Netz, wie es schematisch in 7 Abbildung 2 skizziert ist, besteht aus mehreren Mailboxen, die sich meist nachts untereinander nach einem festgelegten Ablaufschema anrufen und ihre neuen Nachrichten aus- tauschen. Allerdings mssen die Nachrichten eines Netzes alle im selben Datenformat vorliegen, was in der Regel da- durch gew„hrleistet wird, daá alle Mailboxen, die zum einem Netzwerk geh”ren, die gleiche Kommunikationssoftware ver- wenden. Um Verbindungen zu anderen Netzen herzustellen, be- treiben die meisten Mailboxnetze sogenannte "Brcken" oder "Gateways" (siehe auch Abbildung 2). Dabei handelt es sich um spezielle Mailbox-Rechner, die das Datenformat ihrer Nachrichten an die Erfordernisse (Protokolle) anderer Netz- werke anpassen k”nnen. 8 Abb. 1 Mailbox 9 Abb. 2 Mailboxnetz 10 3. ZUR ENTSTEHUNGSGESCHICHTE DER COMPUTER-KOMMUNIKATION; 3.1 Die Anf„nge der computergesttzten Datenfernbertragung; Die erste dokumentierte Datenfernbertragung (DFš) mit Hilfe eines Rechners fand im Jahre 1940 in den Bell Telephone Laboratories statt. Dort entwickelte zur dieser Zeit ein Team um George R. Stibitz digitale Relais-Rechner, die sp„ter vom Ballistic Research Laboratory der amerikanischen Streitkr„fte fr die Justierung von Feuer- leitwaffen eingesetzt wurden. Einer dieser elektro- mechanischen Rechner wurde von den Bell-Mitarbeitern zeit- weilig mit mehreren Telexger„ten verbunden. Dabei handelte es jedoch um eine Verlegenheitsl”sung, die lediglich zu Vorfhrungszwecken diente.3 Obwohl Computer-Pioniere wie Vannevar Bush vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den folgenden Jahren umfassende Visionen fr die Fernverarbeitung von Informationen entwarfen, kamen die entsprechenden Forschungs- und Entwicklungsaktivit„ten in den Vereinigten Staaten mit dem Ende des zweiten Welt- krieges vorbergehend zum Erliegen.4 Die Wiederaufnahme dieser Projekte zu Beginn der fnfziger Jahre stand im Zusammenhang mit der Entwicklung des ersten nordamerikanischen Luftraumberwachungssystems. Aus Furcht vor einem sowjetischen Nuklearangriff hatten die USA be- schlossen, ein vernetztes, rechnergesttztes Radarsystem zu installieren. Das Grundkonzept fr dieses Combat Information and Control System war bereits 1946/47 von einer MIT-Forschergruppe um Jay W. Forrester entwickelt worden.5 Es stellte hohe Ansprche an die Daten- kommunikation, da es den Austausch von Radarbildern zwischen weitr„umig verteilten Stationen und einem zentralen Elektronenrechner vorsah. Diesen Anforderungen war die damalige DFš-Technik nicht ge- wachsen, weil die blicherweise benutzten Fernschreib- leitungen fr die šbertragung solcher Datenmengen zu lang- sam waren. Um diesen Engpaá zu beseitigen, entwickelte John Harrington zusammen mit anderen Mitarbeitern des MIT von 1949 bis 1957 das erste Modem6, mit dem digitale Rechner- signale in analoge Schwingungen umgesetzt bzw. rck- gewandelt werden konnten. Es erm”glichte auf den Leitungen des amerikanischen Fernsprechnetzes eine Transferrate von 750 Bits pro Sekunde, was etwa der fnfzehnfachen šber- tragungsgeschwindigkeit einer Telegraphieverbindung ent- sprach.7 Erstmalig zur Anwendung kam die neue DFš-Technik beim MIT-Projekt WHIRLWIND, dem 1951 fertiggestellten Prototyp fr das US-Luftraumberwachungssystem.8 Das erste wirkliche Computernetzwerk entstand mit dem groá- technischen Nachfolge-System von WHIRLWIND. Ab 1953 wurde im Auftrag der amerikanischen Luftwaffe das Semiautomatic Ground Environment Air Defense System (SAGE) geplant und installiert. Das in 14j„hriger Entwicklungsarbeit ent- 11 standene Netzwerk von SAGE umfasste schlieálich einige hundert Bildschirmterminals, die an jeweils einen IBM- Computer vom Typ AN/FSQ7 angeschlossen waren. Diese Rechner waren ber Standleitungen im Echtzeitbetrieb sowohl mit ihrem jeweiligen Nachbarsystem vernetzt als auch mit dem Zentralrechner, der alle anfallenden Daten sammelte, ver- arbeitete und weiterleitete.9 3.2 Die Entstehung von elektronischen Post- und Konferenz- systemen; Die Idee, den Computer nicht nur zum Datentransfer sondern auch zur Nachrichtenbermittlung zu benutzen, geht auf einen Vorfall w„hrend der Berlinkrise von 1951 zurck. Damals suchte das US-State Department nach einer M”glich- keit, die dringenden Beratungen zwischen den siebzehn NATO- Mitgliedsstaaten zu beschleunigen. Schlieálich wurde der Entschluá gefaát, die bestehenden Fernschreibverbindungen zwischen den Bndnisl„ndern zusammenzuspleiáen und auf diesem Weg eine Art Telekonferenz einzurichten. Dieser erste Versuch zur Bildung eines einfachen Informations- netzwerkes endete jedoch in einem šbermittlungschaos.10 Unter dem Eindruck dieser Erfahrung wurde am Institute for Defense Analyse der amerikanischen Streitkr„fte in den fol- genden Jahren das Konzept fr ein Netzwerk entwickelt, in dem ein zentraler Computer die Verteilung und Speicherung der Nachrichtenstr”me bernehmen sollte.11 Zu Beginn der fnziger Jahre waren die computertechnischen Voraus- setzungen fr ein solches Netz jedoch noch nicht gegeben. Das gr”áte Hindernis war das Fehlen von Teilnehmer- betriebssystemen, die den gleichzeitigen Zugriff von mehreren Benutzern auf einen Zentralrechner erm”glichen. Eine L”sung dieses Problems brachte das 1962 am MIT ge- startete Groáprojekt zur Entwicklung des Multiple-Access- Computers (MAC) unter der Leitung von Robert Fano und Fernado Corbato. Ziel dieses Vorhabens, das haupts„chlich von der 1958 nach dem Sputnik-Schock geschaffenen Defense Advanced Research Projects Agency (DAPRA) und anderen mili- t„rischen Stellen finanziert wurde, war die Konstruktion eines Rechners, der einen interaktiven Teilnehmerbetrieb in Echtzeit erm”glichte.12 Das MAC-Team schaffte den Durch- bruch schlieálich durch die Einfhrung des bis heute ge- br„uchlichen Time-Sharing-Prinzips, nach dem die Rechenzeit des Computers in st„ndig alternierender Folge aufgeteilt und den Teilnehmern reihum zugewiesen wird. Fano erkannte bald, daá die M”glichkeiten dieses Verfahrens weitaus gr”áer waren als ursprnglich angenommen. Es erm”glichte nicht nur die gemeinsame Nutzung einer zentralen Rechen- ressource sondern auch den Austausch pers”nlicher Mit- teilungen zwischen einzelnen Teilnehmern. So entstand im Rahmen des MAC-Projektes das Konzept der elektronischen Post (eng.: electronic mail oder auch email), die ber elektronische Briefk„sten (eng.: mailboxes) in der Time- Sharing-Zentrale abgewickelt wird.13 12 Der erste praktische Einsatz eines E-Mailsystems fand allerdings erst 1970 im Zusammenhang mit der Einrichtung des ARPANET statt. Das 1969 in Betrieb genommene Netzwerk der DARPA verband die Rechenzentren von amerikanischen Hochschulen, milit„rischen und zivilen Forschungs- einrichtungen sowie der US-Raumfahrtbeh”rde NASA mit- einander. Hauptzweck dieses von Lawrence G. Roberts ent- worfenen Milit„rforschungsnetzes war eigentlich eine bessere Verteilung der Rechenlasten zwischen den an- geschlossenen Rechenzentren. Sehr zur Verwunderung der ARPANET-Konstrukteure lag der tats„chliche Nutzungsschwer- punkt jedoch bald bei HERMES, dem ersten regul„ren E-Mail- system, das von Roberts lediglich als Zusatzdienst instal- liert worden war.14 Im selben Jahr wurde in Washington das Emergency Management Information System and Reference Index (EMISARI) im Office for Economic Preparedness (OEP) in Betrieb genommen. Das OEP, das als direktes Exekutivorgan des Weiáen Hauses fr das ”konomische Krisenmanagement bei nationalen Notst„nden, Unruhen und Streiks zust„ndig war, hatte von Pr„sident Nixon den Auftrag erhalten, einen landesweiten Stop des Lohn- und Preissteigerung durchzusetzen. Dazu waren st„ndige Absprachen zwischen dem OEP und seinen zehn Regionalbros erforderlich. Unter dem Eindruck der pl”tz- lich entstandenen Kommunikationslast entschloá sich die Leitung des OEP zur Errichtung von EMISARI. Zu diesem Zweck erweiterte Murray Turoff, der Entwickler des EMISARI- Programms, das ARPANET-Konzept der elektronischen Post um ein Computer-Konferenz-System. Dieses System, das von seinem Prinzip her dem Telekonferenz-Konzept des US- State Department entsprach, bestand aus einer Art elektro- nischer Anschlagtafel (eng.: bulletin board), die von allen OEP-Mitgliedern gelesen und beschrieben werden konnte.15 Die Kombination aus elektronischer Post und Computer-Kon- ferenz ist noch heute das Grundprinzip der Mailbox-Kommuni- kation (siehe auch Kapitel 2). 3.3 Das Aufkommen von privaten Mailboxnetzwerken; Anfang der Achtziger Jahre kamen in den Vereinigten Staaten die ersten in Massenproduktion hergestellten Heimcomputer auf den Markt. Kurz darauf begannen einzelne Computer- freaks, ihre Rechner mit Hilfe von selbstkonstruierten Modem-Vorrichtungen an das ”ffentliche Fernsprechnetz an- zuschlieáen. Diese ersten privaten Mailboxen waren jedoch untereinander nicht vernetzt und dienten in der Regel nur zum Austausch von Programmen und Neuigkeiten aus der Computerszene.16 Im Jahre 1983 entwickelte Tom Jennings aus San Francisco das erste Netzwerkprogramm fr private Mailboxen. Jennings, selbst Betreiber einer kleinen Mailbox, war es leid, bei dem st„ndig besetzten elektronischen Briefkasten seines Freundes John Madill in Baltimore anzurufen. So schrieb er schlieálich ein Programm, daá ihm diese Aufgabe abnahm. Es w„hlte nachts automatisch das System von Madill an, bergab ihm die neuen Nachrichten und nahm die fr Jennings ent- 13 gegen. Das Ablaufschema dieses Datenaustauchs, das bis heute in allen Mailboxnetzen Anwendung findet, nannte Jennings zun„chst FTS-0001, sp„ter taufte er das ganze Pro- gramm auf den Namen seines Hundes Fido.17 Durch die Weiter- gabe der FIDO-Software entstanden schnell lokale Mailbox- netzwerke. Heute ist das daraus entstandene FIDONET eines der gr”áten Computernetze berhaupt (siehe auch Abschnitt 4.6). In der Bundesrepublik ging im September 1985 die erste Mailbox ans FIDONET.18 Nach einiger Zeit etablierte sich in diesem Netzwerk eine stark zentralistische Struktur mit einem "Internationalen Koordinator" an der Spitze. Eine um- fangreiche "Netz-Etikette" (eng.: policy) gab den Teil- nehmern detailierte Verhaltensmaáregeln vor, bei Nicht- beachtung drohte der Ausschluá vom Netzwerk (eng.: excommunication). Aus Protest gegen die hierarchische Struktur des FIDONET wurde ab 1988 das erste deutsche Mail- boxnetz aufgebaut, das ZERBERUS- oder auch Z-Netz.19 Wie in allen privaten Netzwerken zu dieser Zeit standen auch im ZERBERUS-Netz zun„chst Diskussionen ber Computerthemen und der Austausch von Software im Vordergrund. Sp„ter ent- wickelte sich dieses Netzwerk jedoch zur technischen Infra- struktur fr die Brgernetze in der Bundesrepublik. 3.4 Der Beginn der Brgernetzbewegung; Die Entstehung der ersten politisch orientierten Mailbox- netzwerke stand im Zusammenhang mit der amerikanischen Friedensbewegung in den achtziger Jahren. Im September 1985 nahm das Institute for Global Communications (IGC), ein Unternehmen der gemeinntzigen Tides-Foundation, in Palo Alto bei San Francisco den Betrieb von PEACENET auf.20 Mit diesem Netzwerk wollte das IGC, das sich die Schaffung einer neuen Weltinformationsordnung zum Ziel gesetzt hat, die Kommunikation innerhalb der amerikanischen Friedens- und Brgerrechtsbewegung untersttzen.21 1987 erweiterte das IGC sein Netzwerk durch die Einrichtung von ECONET, das unabh„ngigen Umweltschutzgruppen in den Vereinigten Staaten zur Verfgung gestellt wurde.22 Zwischen 1986 und 1990 wurden in Kanada, Brasilien, Nicaragua, Groábritannien, Schweden und Australien Netzwerke mit vergleichbaren Zielsetzungen gegrndet. Da alle diese nationalen Netze die vom IGC entwickelte Kommunikationssoftware verwendeten, konnten sie bald zu einem internationalen Informationsverbund zu- sammengeschlossen werden: 1990 wurde am Rande der neunten European Nuclear Disarmement Convention in Helsinki ein Workshop zum Thema "Telecommunication for Peace" ab- gehalten, in dessen Vorlauf die Association for Progressive Communications (APC) ins Leben gerufen wurde.23 Die Ziele der APC wurden in der Grndungsresolution wie folgt formuliert: 14 The APC aims to provide a globally interconnected electronic communications network dedicated to a free and balanced flow of information. The APC's member organizations serve people working towards goals including peace, the prevention of warfare, elimination of militarism, protection of the environment, furtherance of human rights and the rights of peoples, achievement of social and economic justice, elimination of poverty, promotion of sustainable and equitable develop- ment, advancement of participatory democracy, and nonviolent conflict resolution. 24 In der Bundesrepublik kam die Idee zur Schaffung von elek- tronischen Brgernetzwerken erstmals zu Beginn der achtziger Jahre auf. 1981 grndete sich in Mnchen die Aktion Lehrer-Pool.25 Aus Protest gegen Pl„ne des bayerischen Kultusministeriums, die Schulen des Landes durch ein zentralistisch ausgelegtes EDV-System zu ver- netzen, wollte die aus Lehrern, Studenten und Journalisten bestehende Gruppe ein Computernetzwerk "von unten" etablieren, auch als Alternative zu den Groáverlagen und Medienkonzernen.26 Auáer den Initiatoren interessierte sich jedoch kaum jemand fr das Projekt, das schlieálich aus finanziellen Grnden eingestellt werden muáte.27 Fnf Jahre sp„ter schlossen sich einige ehemalige Mit- glieder der Aktion Lehrer-Pool zum Sozialistischen Computerclub (SCC) zusammen. Der SCC er”ffnete 1987 in Mnchen die erste politisch orientierte Mailbox der Bundes- republik, das Linke Internationale Netz- und Kommuni- kations-System (LINKS).28 Die LINKS-Box arbeitete mit der ZERBERUS-Software, die 1988 netzwerkf„hig wurde. In der Folgezeit entstanden zun„chst in Nrnberg, K”ln und Saarlouis weitere LINKS-Boxen, die untereinander ber das ZERBERUS-Netz verbunden wurden.29 Zusammen mit mehreren ”kologisch orientierten Mailbox-Betreibern grndeten die LINKS-Initiatoren im Oktober 1990 das gemeinsame Computer- netzwerk Linksysteme e (COMLINK), das seitdem als Teilnetz des ZERBERUS-Verbundes in der Bundesrepublik verbreitet wird.30 Seit Januar 1992 ist COMLINK auch offizielles Mit- gliedssystem der APC.31 15 4. EINSATZBEREICHE UND VERBREITUNG VON MAILBOXNETZWERKEN; 4.1 Unternehmensnetzwerke; Groáe Unternehmen unterhalten Mailboxnetzwerke in erster Linie zu firmeninternen Zwecken wie der Auáendienst- und Vertreterorganisation. Dies geschieht in der Regel in nicht-”ffentlichen Systemen, zu denen Auáenstehende keinen Zugang haben und die h„ufig in die firmeneigenen Bro- kommunikationssysteme integriert sind. Der technische Auf- wand, mit dem solche Systeme betrieben werden, kann zum Teil betr„chtliche Dimensionen annehmen. So verbindet VNET, das interne Netzwerk des Computermultis IBM, ber 2.200 Firmenrechner in allen Erdteilen.32 Der japanische Auto- mobilkonzern Toyota unterh„lt fr sein weltweites TOYONET sogar einen eigenen Telekommunikationssatelliten.33 Eine andere Gruppe von Unternehmensnetzwerken dient als Marke- ting- und Distributionsinstrument. Vor allem Softwarefirmen und Zeitschriftenverlage betreiben eigene Mailboxnetzwerke verst„rkt fr den Vertrieb, die Eigenwerbung und den Kundendienst.34 4.2 Kommerzielle Netzwerke; Die Betreiber kommerzieller Mailboxnetzwerke sind in der Regel private, profitorientierte Dienstleistungsunter- nehmen, die ihre Systeme gegen ein Nutzungsentgelt zur Ver- fgung stellen. H„ufig geh”ren diese Unternehmen zu den ge- werblichen Datenbankanbietern, die fr die Bereitstellung von On-line-Informationen eine entsprechende Kommuni- kationsinfrastruktur unterhalten und Mailboxdienst- leistungen als Chance zur Diversifizierung erkannt haben.35 Zu den Nutzern kommerzieller Netze z„hlen vor allem Fach- leute aus der Computer-Branche, die auf diesem Wege unter- einander Informationen austauschen, sowie Journalisten, die Mitteilungen und Manuskripte an ihre Redaktionen ab- setzen.36 Mit etwa einer Million Teilnehmern (davon 30.000 in Europa) ist das amerikanische Unternehmen COMPUSERVE, das seit 1990 auch in der Bundesrepublik vertreten ist, der gr”áte kommerzielle Netzwerkanbieter der Welt.37 Vor allem Unternehmen der Computer-Industrie nutzen das Netz von COMPUSERVE verst„rkt als weltweite Kommunikationsinfra- struktur. Desweiteren erm”glicht COMPUSERVE den Zugang zu Online-Datenbanken und Agenturmeldungen.38 Das zweitgr”áte gesch„ftsm„áig betriebene Mailboxnetzwerk, der E-Mail- Service der privaten US-Fernmeldegesellschaft MCI, bietet seinen 600.000 Benutzern dagegen nur elektronische Post- dienste an.39 Im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten, wo die Markt- anteile der kommerziellen Mailboxanbieter seit Jahren hohe Steigerungsraten aufweisen, stagnieren die Benutzerzahlen in der Bundesrepublik seit Jahren auf geringem Niveau.40 Die GEONET Mailbox Systeme GmbH, der gr”áte deutsche E- Mail-Dienstleister, kann gerade 10.000 registrierte 16 Benutzer vorweisen.41 Alle anderen Anbieter, einschlieálich der Telekom mit ihrem TELEBOX400-Dienst, liegen nach den letzten Erhebungen unterhalb von 6.000 Teilnehmern.42 Als Grnde fr den niedrigen Verbreitungsgrad werden zum einen die im Vergleich zu den USA deutlich h”heren Preise fr Mailbox-Dienstleistungen gesehen. Auf der anderen Seite binden die privaten, nicht-kommerziellen Systeme bereits einen Groáteil des Teilnehmerpotentials; so liegen zum Bei- spiel in Ballungsregionen die Benutzerzahlen nicht-kommer- zieller Netze vielfach ber denen gewerblicher Systeme.43 4.3 Forschungsnetzwerke; Forschungsnetze dienen prim„r zur Entwicklung und Erprobung neuer Netzwerktechnologien, bernehmen aber zunehmend auch Aufgaben wie die Bef”rderung von E-Mail. Ein Beispiel fr ein solches Netzwerk ist das Deutsche Forschungsnetz (DFN), das im Auftrag des Bundesministeriums fr Forschung und Technologie (BMFT) nach dem Vorbild des amerikanischen ARPANET geschaffen wurde. Es verbindet alle Hochschulen und Forschungseinrichtungen in der Bundesrepublik.44 Aka- demische Netze wie das European Academic Research Network (EARN) oder das amerikanische BITNET werden dagegen aus- schlieálich fr den Nachrichten- und Datenaustausch inner- halb der "science community" benutzt und beteiligen sich nicht an der Netzwerkforschung. Sowohl Forschungsnetze als auch akademische Netzwerke weisen eine groáe Zahl von Brckenverbindungen zu anderen Systemen auf.45 4.4 Milit„rische Netzwerke; Milit„rische Netzwerke werden in erster Linie zur Planung, Durchfhrung und Kontrolle milit„rischer Operationen einge- setzt. So ist etwa das amerikanische Defense Data Network (DDN) ein Teil des World Wide Military Command and Control System (WWMCCS), der zentralen Kommando- und Kontrollinfra- struktur des amerikanischen Verteidigungsministeriums.46 Es gibt jedoch auch milit„rische Netzwerke, die nicht dem Operationssektor zugeordnet sind. Ein Beispiel dafr ist FORUMNET, ein Computerkonferenz-System der US-Army. FORUMNET wird von Angeh”rigen des Heeres benutzt, um neue Einsatzkonzepte zu entwickeln und Modernisierungsvorschl„ge zu diskutieren.47 Im Gegensatz zu zivilen Netzen sind die meisten Netze der Milit„rs aus Sicherheitsgrnden nicht mit anderen Netzwerken ber Gateways verbunden.48 4.5 Kooperative Netzwerke; Kooperative Netzwerke sind dezentralisierte Kommunikations- strukturen, die weder einem bestimmten Verwendungszweck noch einer bestimmten Betreiber- oder Nutzergruppe zu- geordnet werden k”nnen. Die Koordination und Finanzierung von koopertativen Netzwerken wird nicht zentral organi- siert, sondern von den Benutzern selbst bernommen. Ein Beispiel dafr ist das USENET, das mit sch„tzungsweise 100.000 angeschlossenen Systemen und sieben Millionen Teil- 17 nehmern das gr”áte Computernetzwerk der Welt darstellt.49 Im USENET-Verbund sind Privatpersonen ebenso vertreten wie staatliche und internationale Organisationen, die Spann- weite der diskutierten Themen reicht von Freizeit- aktivit„ten bis zu den aktuellen Ergebnissen der Genom- Forschung.50 Die meisten Nutzer von kooperativen Netzwerken sind jedoch im Hochschulbereich zu finden, da viele ko- operative Systeme aus Forschungs- bzw. akademischen Netz- werken hervorgegangen sind.51 4.6 Hobbynetzwerke; Private Netzwerke, die von Hobbyisten auf nicht-kommer- zieller, meist ehrenamtlicher Basis betrieben werden, dienen vor allem zur Diskussion von computerbezogenen Themen und zum Austausch von neuen Softwareprodukten. Dabei weisen die meist lose organisierten Mailbox-Zusammen- schlsse zum Teil eine recht weitl„ufige Verbreitung auf. An das FIDONET, dem „ltesten und gr”áten Hobbynetzwerk der Welt, sind ber 17.000 Mailboxen in Amerika, Asien, Australien, Afrika und Europa angeschlossen, etwa 300 davon allein in Deutschland.52 šber die Teilnehmerzahl liegen nur grobe Sch„tzungen vor; so wird angenommen, daá eine Nach- richt, die im FIDONET um die Welt geht, mindestens 40.000 bis 50.000 Menschen erreicht.53 In der Bundesrepublik gab es Anfang der neunziger Jahre sch„tzungsweise 1.300 private Mailboxen, von denen etwa 1.000 an private Netzwerke angeschlossen waren.54 Genaue Zahlenangabe hierzu liegen nicht vor, da es keine zentrale Registrierung von Mailboxen gibt und jeden Monat mehrere Systeme den Betrieb neu aufnehmen oder einstellen. Der gr”áte deutsche Mailboxverbund ist das ZERBERUS-Netz mit zirka 450 angegliederten Mailboxen im Bundesgebiet und im deutschsprachigen Ausland.55 Andere Hobbynetzwerke sind dagegen h„ufig nur innerhalb einzelner Ballungsregionen verbreitet und verfgen meist lediglich ber einige Dutzend Mitgliedssysteme. Allerdings betreiben selbst kleine Netze in der Regel Gateways zu anderen privaten Mailboxnetzwerken. Gr”áere Zusammenschlsse wie FIDONET und ZERBERUS unterhalten darber hinaus auch šberg„nge zu kooperativen, akademischen und kommerziellen Netzwerken.56 4.7 Politische Netzwerke; Mailboxnetzwerke, deren inhaltliche Schwerpunkte auf poli- tischen, sozialen und ”kologischen Themen liegen, werden fast ausschlieálich von privaten, nicht-staatlichen Organi- sationen und Gruppen betrieben. Im anglo-amerikanischen Sprachraum hat sich deswegen die Bezeichnung "Non- Governmental Organizations Networks (NGO-Networks)" als Sammelbegriff fr diese Art von Netzwerken etabliert.57 Der weltweite Zusammenschluá der NGO-Netze, die Association for Progressive Communications (APC), hat gegenw„rtig elf Mit- gliedssysteme:58 18 - ALTERNEX (Brasilien) - CHASQUE (Uruguay) - COMLINK (Deutschland) - ECUANEX (Ecuador) - GLASNET (Ruáland) - GREENNET (Groábritannien) - IGC = PEACENET/ ECONET/ CONFLICTNET/ LABORNET (USA) - NICARAO (Nicaragua) - NORDNET (Schweden) - PEGASUS (Australien) - WEB (Kanada) Insgesamt sind ber die APC-Netzwerke und assoziierte Systeme 16.000 Teilnehmer in 94 L„ndern sowie 1.500 Organi- sationen zu erreichen.59 Das deutsche APC-Mitgliedsnetzwerk COMLINK (CL), das technisch gesehen ein Teilnetz des Hobbynetzwerks ZERBERUS ist, besteht aus 139 ”ffentlichen Mailboxen. Zehn davon haben ihren Standort im Ausland (™sterreich, Schweiz, Tirol, Kroatien, Serbien).60 šber die Zahl der Einzelteilnehmer liegen keine Angaben vor, da die COMLINK-Boxen grunds„tzlich fr jeden Interessierten auch ohne vorherige Registrierung offen zug„nglich sind.61 Zur Zeit sind im CL-Netzwerk 87 Teilnehmergruppen regi- striert.62 Dabei handelt es sich in der Mehrzahl um kleine bis mittlere Brgerinitiativen, Vereine und Verb„nde aus dem links-alternativen Spektrum.63 Gleichwohl sind auch etablierte Gruppierungen unter den CL-Teilnehmern zu finden. So bieten beispielsweise die Sozialdemokraten, die Grnen, die Menschenrechtsorganisation Amnesty International, einige DGB-Gewerkschaften und die inter- nationale Umweltschutzorganisation Greenpeace eigene Bretter im CL-Netz an, in denen sie Pressemitteilungen, An- kndigungen, Aufrufe u.„. verbreiten.64 Darber hinaus be- treiben die Grnen, die PDS und die SPD in ihren Bonner Ge- sch„ftsstellen eigene Mailboxen mit Anschluá an das CL- Netzwerk.65 Neben dem COMLINK-Verbund existieren noch weitere Overlay- Netze des ZERBERUS-Netzwerkes, die fr die politische Arbeit genutzt werden. Solche Netze, die nur in einem Teil der ZERBERUS-Mailboxen angeboten werden, unterhalten u.a. die JUSOS, der Behindertenverband ENIL sowie die gewerk- schaftliche Hans-B”ckler-Stiftung (SOLINET).66 19 5. DIE BEDEUTUNG VON POLITISCHEN MAILBOXNETZWERKEN; 5.1 Beispiele fr den Einsatz von politischen Mailboxnetz- werken; Die Anwendungsbereiche von politischen Mailboxnetzwerken sind beraus vielf„ltig und erweitern sich st„ndig. Aus diesen Grnden kann dieser Abschnitt lediglich einen exem- plarischen šberblick ber die Verwendung von politischen Netzwerken bis zum gegenw„rtigen Zeitpunkt liefern. Die ersten Eins„tze von politischen Mailboxnetzwerken durch die Friedens- und Umweltbewegung in den Vereinigten Staaten dienten der Planung und Koordination von landesweiten Pro- testaktionen wie Demonstrationszgen, Blockaden oder Boy- kottkampagnen. Es stellte sich heraus, daá vor allem kurz- fristige Aktionen, an denen mehrere, r„umlich getrennte Gruppen beteiligt waren, sich mit elektronischen Aktions- netzwerken zuverl„ssiger organisieren lieáen, als mit den bislang blichen Telefonketten.67 Fr „hnliche Zwecke ist in der Bundesrepublik das gewerkschaftseigene SOLINET kon- zipiert worden. Dieses Netzwerk, das seit Juni 1993 in 14 Mailboxen des ZERBERUS-Verbundes angeboten wird68, soll vor allem zur Absprache von Arbeitskampfmaánahmen eingesetzt werden.69 Seit der Einrichtung des internationalen APC-Verbundnetzes sind solche elektronisch koordinierten Aktionen auch im weltweiten Rahmen m”glich. Ein Beispiel hierfr ist das Regenwald-Kommunikations-und Aktionsnetz. In diesem Projekt arbeiten Umweltschtzer aus Westeuropa und den USA mit Initiativen in Brasilien zusammen, die sich um die Rettung des tropischen Regenwaldes bemhen. Verl„át beispielsweise ein mit Tropenh”lzern beladenes Schiff den brasilianischen Hafen Manaos, informieren die dortigen Initiativen ber das APC-Netzwerk Umweltgruppen am jeweiligen Zielhafen, z.B. Antwerpen, Rotterdam, Hamburg oder Bremen. Dort k”nnen dann rechtzeitig Protestaktionen organisiert werden.70 Auch Amnesty International (AI) nutzt Mailboxnetzwerke in dringenden F„llen von Menschenrechtsverst”áen als eine Art internationales "Frhwarnsystem".71 Sobald AI von Vorf„llen wie Folterungen oder drohenden Hinrichtungen erf„hrt, wird eine Eilaktion (eng.: urgent action) gestartet. Dazu ver- ”ffentlicht AI alle bekannten Fakten zu dem betreffenden Fall, nennt die verantwortlichen Regierungsstellen und An- sprechpartner mitsamt Anschrift und Faxnummer. Die Leser dieser Eilmeldung werden gebeten, sich umgehend per Brief, Fax, Telex oder Telegramm an die Verantwortlichen zu wenden und die Beendigung des Menschenrechtsverstoáes zu fordern. Gegenw„rtig werden solche AI-Aufrufe in sieben Mailbox- netzen verbreitet, darunter sind das APC-Netzwerk, COMLINK sowie das FIDONET.72 Im Vergleich zu Tageszeitungen wie der Frankfurter Rundschau, die ebenfalls Urgent Actions ab- drucken, bieten Mailboxnetzwerke einen Geschwindigkeits- vorteil; so ist beispielsweise im COMLINK-Netz eine Eil- 20 meldung nach sp„testens 12 Stunden im gesamten Ver- breitungsgebiet zu lesen.73 Diesen Umstand machten sich die COMLINK-Betreiber auch im Sommer 1991 zunutze, als in Moskau Angeh”rige der kommuni- stischen Nomenklatura einen Staatsstreich versuchten.74 Binnen kurzer Zeit wurde das CL-Netzwerk zu einer Nach- richtenbrcke in die sowjetische Hauptstadt ausgebaut, ber die ungeachtet der verh„ngten Zensurmaánahmen Meldungen hin- und hergeschickt werden konnten: Innerhalb weniger Stunden wurden Leitungen ber Finnland und die baltischen Staaten verknpft. Im 12-Stunden-Takt gingen Nachrichten aus den Moskauer Informationsbros ber das Netz. Selbst der Nachrichtensender CNN griff auf dieses Material zurck. Wichtig waren aber auch die aus westlichen L„ndern nach Moskau gesendeten Presse- schauen. Als die Presse in Moskau zensiert war, konnten die Netz-Nachrichten auf einem Laser- drucker ausgedruckt und unter den Demonstranten verteilt werden, bis ein Hilferuf ber das Netz kam: Es fehlte ein Drucker-Ersatzteil. Das wurde zwar noch auf die Reise geschickt, doch bevor es in Moskau ankam, war der Putsch schon vorbei. 75 Versuche, Mailboxnetzwerke zur Umgehung von Zensur und Nachrichtensperren einzusetzen, hatte es schon frher ge- geben, allerdings mit wechselndem Erfolg. So gelang es einer Brgerrechtsgruppe in der ehemaligen DDR einige Monate vor der Wende von 1989, Grundsatzerkl„rungen und Stellungnahmen gegen das SED-Regime unter konspirativen Um- st„nden ber eine Verbindung zum Netzwerk der LINKS-Mail- boxen nach Westdeutschland zu schleusen.76 Etwa zur selben Zeit schlug jedoch ein Versuch fehl, Nachrichten ber das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking ber das kooperative Netzwerk USENET in den Westen zu schmuggeln. Die chinesische Regierung hatte diese M”glich- keit vorhergesehen und kontrollierte die USENET-Bretter wie alle anderen Medien.77 Ein Schwerpunkt in der allt„glichen Nutzung von politischen Mailboxnetzwerken liegt dagegen in der Pressearbeit der Teilnehmergruppen. Fast alle beteiligten Gruppierung ver- breiten regelm„áig Pressemitteilungen, Stellungnahmen und Hintergrundmaterialien ber die angeschlossenen Mailboxen. Im CL-Verbund sind bereits eigene Bretter fr diese Art von Nachrichten eingerichtet worden.78 Darber hinaus bietet eine Gruppe von Journalisten ehrenamtlich einen Fernkurs ber COMLINK an, der interessierten Initiativen Kenntnisse ber die mediengerechte Aufarbeitung von Informationen und Tips ber den Umgang mit Redaktionen vermitteln soll.79 šber die Zahl der Redaktionen und Journalisten in der Bundesrepublik, die politische Mailboxnetzwerke als Infor- mationsquelle nutzen, liegen keine Angaben vor. Nach einer explorativen Umfrage kam die COMLINK-Journalistengruppe je- doch zu dem Ergebnis, daá das neue Medium in den meisten Redaktionen noch weitgehend unbekannt ist. Die Befragten 21 zeigten sich zudem vielfach abgeschreckt von den tech- nischen Voraussetzungen und maáen politischen Mailboxnetzen oft keinen praktischen Nutzwert zu.80 Es wird aber auch davon berichtet, daá einzelne Medien- betriebe, meist kleinere Zeitungen und Radiosender aus dem alternativen Spektrum und der Brgerfunkszene, das Informa- tionsangebot politischer Netzwerke sogar schon als Ersatz fr die kostspieligen Dienste der kommerziellen Nach- richtenagenturen heranziehen:81 Der alternative Privatsender 'Radio Z' in Nrnberg arbeitet mit den Mailbox-Nachrichten wie mit einem Presseticker: Das Redaktions-Terminal holt automatisch frhmorgens die Nachrichten beim Nrnberger LINKSystem ab. Die Redaktion wertet die Nachrichten aus - bis zum Nachmittag, wenn die Sendungen von Radio Z beginnen, bleibt sogar noch Zeit, besonders interessanten Nachrichten nachzurecherchieren. 82 Umgekehrt sind in letzter Zeit einige Verlage und Nach- richtenagenturen dazu bergegangen, neben den herk”mmlichen Papierausgaben bzw. Fernschreibdiensten auch elektronische Fassungen ihrer Publikationen zu erstellen und in Mailbox- netze einzuspeisen. So wird seit Oktober 1992 der deutsch- sprachige Tagesdienst der Nachrichtenagentur InterPress Service (IPS) im COMLINK-Verbund verbreitet. IPS, die Agen- tur der sogenannten "Dritte Welt-Staaten", ist zur Zeit der fnftgr”áte Nachrichtendienst der Welt.83 Die erste elek- tronische Ausgabe einer Tageszeitung ist seit Juli 1993 im CL-Netz zu lesen. Dabei handelt es sich um die "Junge Welt" aus Ost-Berlin, die zu DDR-Zeiten das Blatt der SED-Jugend- organisation FDJ war und heute mit einer t„glichen Auflage von 58.000 Exemplaren von der unabh„ngigen Verlagsanstalt in Berlin (VAIB) herausgegeben wird.84 Kleinere Zeitschriften und „hnliche Periodika aus dem links-alternativen Spektrum werden schon l„nger im COMLINK- Netzwerk verbreitet, zum Teil im Volltext, teilweise aber nur in Referenzform mit kurzen Abstracts. Die Auswahl und Aufbereitung der Zeitschriften, die regelm„áig ins CL-Netz geleitet werden, wird zentral von den Betreibern der Berliner Mailbox Info Pool Network (IPN) vorgenommen. Ge- genw„rtig stehen 44 Titel auf der IPN-Zeitschriftenliste.85 Es ist aber jedem CL-Benutzer freigestellt, Artikel, Meldungen und sonstige Ver”ffentlichungen aus anderen Medien in den ”ffentlichen CL-Brettern wiederzugeben, so- fern sie von allgemeinem Interesse sind und die urheber- rechtlichen Bestimmungen eingehalten werden.86 Vereinzelt existieren auch schon agentur„hnliche Nachrichtendienste, die ausschlieálich politische Mailboxnetze als Verbreitungsmedien nutzen. Wie in hobbym„áig oder kommer- ziell betriebenen Mailboxnetzen haben diese redaktionellen Angebote jedoch meist eine nur kurze Lebensdauer und weisen oft ein lediglich semiprofessionelles Niveau auf.87 Eine allgemeine Nutzungsm”glichkeit von politischen Mail- boxnetzwerken wird von ihren Betreibern oft besonders her- 22 vorgehoben, n„mlich die bidirektionale Kommunikation in speziellen Diskussionsbrettern oder Konferenzen: Das ist der wesentliche Unterschied zu sonstigen Medien: Die Mailbox erm”glicht Kommunikation in beide Richtungen. Verfasser von Berichten k”nnen ber das Netz direkt angeschrieben werden, Berichte sofort erg„nzt und diskutiert werden. šber die Netze laufen lange Diskussionen ber Utopien, Umweltverschmutzung und das Selbstver- st„ndnis der linken Szene. Das ist nicht nur spannend, sondern ein Stck politischer Kultur. Das Austausch bleibt nicht mehr auf regionale Gruppen und gelegentliche gr”áere Treffen be- schr„nkt. 88 5.2 šberlegungen zum Potential von politischen Netzwerken; Welche Funktion k”nnten politische Mailboxnetzwerke im ge- samtgesellschaftlichen Kontext erfllen? Welche Rolle werden sie einmal in den internationalen Beziehungen spielen? Thesen und Prognosen zu diesen und verwandten Fragestellungen sind bislang noch nicht sehr zahlreich for- muliert worden und stammen bis auf wenige Ausnahmen aus dem direkten Umfeld der Netzwerkszene. Gleichwohl sollen in diesem Abschnitt einige dieser šberlegungen zur gegen- w„rtigen und zuknftigen Rolle von politischen Netzen in bergeordneten Systemen wiedergegeben und gegeneinander ge- stellt werden. Nach Einsch„tzung von Martin Goldmann und Gabriele Hoofacker, die als Mitglieder des Sozialistischen Computerclubs zu den Wegbereitern der Brgernetzwerke in der Bundesrepublik z„hlen, sind dezentrale Mailboxnetze die wohl ad„quateste Organisationsform fr neue gesellschaft- liche Bewegungen in der Informationsgesellschaft. Die psychische Individualisierung durch die neuen Arbeitsformen des Informationszeitalters und die dazu parallel vollzogene Kolonialisierung der privaten Erlebniswelten durch die elektronischen Massenmedien werden sich weiter fortsetzen und schlieálich die Schaffung eines neuen politischen Ge- meinschaftsmediums fr die "entfremdeten Individuen"89 er- forderlich machen. Ein dezentrales Mailboxnetzwerk ist diesen Erfordernissen nach Ansicht von Goldmann und Hoofacker am ehesten angemessen. Es erreiche den Einzelnen am Arbeitspaltz genauso wie im Wohnzimmer und erm”gliche umgekehrt jederzeit auch den Zugriff auf den Rckkanal des Mediums. Tats„chlich seien schon heute positive Auswirkung auf die politische Partizipation festzustellen: Mehr als einmal wurde beobachtet, daá Leute, die sich aus dem politischen Leben zurckgezogen hatten, ber die DFš [die Datenfernbertragung, H.O.H] wieder zurckfanden. Fr andere war die DFš berhaupt der Einstieg, sich mit tagesaktuellen politischen Fragen auseinanderzusetzen.90 23 Goldmann und Hoofacker sehen das dezentrale Mailboxnetzwerk als eine kommunikative Gegenstruktur, die technisch zwar auf den etablierten Telekommunikationsbahnen aufsetzt, im Gegensatz zu ihnen aber unabh„ngig von nationalen, institu- tionellen und organisatorischen Hierarchien ist. Innerhalb dieser Gegenstruktur k”nne sich mit Hilfe von unabh„ngigen Gegenexperten, die ihre fachliche Kompetenz in den Dienst des Umweltschutzes oder der politischen Arbeit stellten, eine kritische Gegen”ffentlichkeit entfalten.91 Dieses Ziel haben zumindest die Brgernetzwerker in der Bundesrepublik nach Einsch„tzung von Jrgen Kellermann zum jetzigen Zeit- punkt noch nicht errreicht: Der Anspruch der BetreiberInnen des CL-Netzes, eine Gegen”ffentlichkeit zu schaffen, ist bislang nur in Teilbereichen verwirklicht worden, denn diese Gegen”ffentlichkeit, die mit der Schaffung von dezentralen Netzwerken erreicht werden soll, wird bislang nur von einem kleinen Teil der bundesrepublikanischen Bev”lkerung erreicht. Die Auswirkungen, die eine politisch wirkende Gegen”ffentlichkeit haben máte, um diesen Namen zu verdienen, sind bislang nur wenig sichtbar.92 Howard Frederick, Leiter der Nachrichtenabteilung am Institute for Global Communications, h„lt dagegen die Ent- wicklung einer solchen Gegen”ffentlichkeit auch im globalen Maástab fr m”glich. Seiner Meinung nach k”nnte mit Hilfe von politischen Mailboxnetzwerken eine neue Weltinforma- tionsordnung geschaffen werden, in der die Vorherrschaft der transnationalen Medienkonzerne und der nationalen Re- gierungen bei der Kontrolle der Informationsstr”me aufge- hoben w„re.93 Nach Ansicht des Zukunftsforschers Robert Jungk bieten Computernetzwerke sogar einen geeigneten Rahmen fr die Entstehung neuer demokratischer Entscheidungformen, die an die Stelle des "Kreuzchenmalverfahrens der Analphabeten- demokratien"94 treten k”nnten. So sei beispielsweise die Wiederbelebung und Weiterentwicklung von Formen der Konsensdemokratie, wie sie beim Palaver afrikanischer Stammesgesellschaften praktiziert werde, durch den Einsatz computer-vermittelter Kommunikation denkbar und wnschens- wert. Jungk h„lt dies fr eine M”glichkeit, einen ersten Schritt zur Schaffung einer gemeinsamen "Weltinnenpolitik"95 zu tun. Zum gegenw„rtigen Stand der Entwicklung haben die poli- tischen Mailboxnetzwerke ihren Anspruch, die ”ffentlichen Diskussion zu f”rdern, nach Ansicht einiger Autoren jedoch noch nicht eingel”st. 24 Weitgehend wird das Medium noch im althergebrachten Anbieter-Recipient-Verh„ltnis genutzt. Das gilt nicht nur fr die Benutzer, sondern auch fr Parteien und gesellschaftliche Gruppen. Umweltgruppen, Parteien, Journalisten und Fachschaften neigen dazu, ihre Mitteilungen zu ver”ffentlichen, als wenn sie die Nachrichten ber Fax oder Presseverteiler unter die Menschheit bringen. Sie melden sich aber kaum zu eigentlich sie betreffenden Themen zu Wort. Information, nicht aber die Diskussion (und damit der Meinungsbildungsprozeá) steht im Vordergrund.96 5.3 Nutzungsanalyse am Beispiel von COMLINK; 5.3.1 Untersuchungsziele und Vorgehensweise; Ziel meiner Nutzungsanalyse war die Kl„rung folgender Leit- fragen: a) In welchem Umfang wird das COMLINK-Netzwerk genutzt? b) Welche Bretter werden schwerpunktm„áig genutzt? c) Wie hoch liegt die aktive Beteiligung am COMLINK-Netz- werk? d) Wie groá ist die Gesamtreichweite des COMLINK-Netz- werkes? Zur Beantwortung dieser Fragen wurden ber einen Unter- suchungszeitraum von vier Kalenderwochen (10.05. bis 6.06.1993) hinweg alle ”ffentlichen Nachrichten, die im COMLINK-Netzwerk verbreitet wurden, durch den Systembe- treiber der Dortmunder CL-Mailbox LINK-DO in meinem Auftrag gesammelt und anschlieáend von mir statistisch ausgewertet. 5.3.2 Ergebnisse; Zu a): Im Untersuchungszeitraum wurden insgesamt 1.994 ”ffentliche Nachrichten im COMLINK-Netzwerk verbreitet. Diese Nach- richten hatten ein Gesamtvolumen von 5825 Kilobyte, was etwa dem Inhalt von 3.000 Schreibmaschinenseite im DIN-A4- Format entspricht.97 Wie hoch hierbei der Anteil redundan- ter Nachrichten war, lieá sich aus technischen Grnden nicht ermitteln. Zu b): Das Angebot des COMLINK-Netzwerkes umfaáte im Unter- suchungszeitraum 269 ”ffentlich zug„ngliche Bretter, wobei 12 Bretter auch im weltweiten APC-Verbund verbreitet 25 wurden.98 Von den 269 CL-Brettern enthielten 170 Bretter (63,2 Prozent) eine oder mehr Nachrichten, 99 Bretter (36,8 Prozent) blieben leer.99 Bezogen auf die Gesamtbrettzahl enthielt ein CL-Brett im Durchschnitt 7,4 Nachrichten mit einem Umfang von zusammen 21,7 Kilobyte. Formal-inhaltlich k”nnen die CL-Bretter unterteilt werden in Informations- und Diskussionsbretter.100 Im Unter- suchungszeitraum wurden 224 Informationsbretter und 45 Dis- kussionsbretter im COMLINK-Netzwerk angeboten.101 Dies ent- spricht einem prozentualen Verh„ltnis von 83,3 zu 16,7. In den Informationsbrettern waren insgesamt 1.697 Nach- richten zu finden. Somit stellten die Informationsmit- teilungen 85,1 Prozent des Gesamtnachrichtenaufkommens im CL-Netz. Die 297 Diskussionsbeitr„ge machten dagegen ein Anteil von 14,9 Prozent aus. Bei der thematischen Zuordnung der Nachrichten ergaben sich kaum signifikante Schwerpunkte. Unter den 74 Brettern, die mit ihrer Nachrichtenzahl ber dem Durchschnittsniveau von 7,4 lagen, waren alle Themenbereiche des COMLINK-Netzwerkes repr„sentiert. Allerdings scheinen sich gewisse Nutzungs- schwerpunkte bei den Bereichen Menschenrechte, Medien und Antifaschismus herausgebildet zu haben.102 Zu c): Im untersuchten Zeitraum beteiligten sich 432 Teilnehmer aus 100 CL-Mailboxen aktiv an der Kommunikation innerhalb des COMLINK-Netzwerkes, d.h. sie schrieben eine oder mehr ”ffentliche Nachrichten. Im Durchschnitt schrieb ein Teil- nehmer also 4,6 Nachrichten. Dabei muá einschr„nkend be- merkt werden, daá ein Teilnehmer im CL-Netz nicht mit einer natrlichen Person identisch sein muá; einige Gruppen treten als einzelne Teilnehmer auf, obwohl mehrere Gruppen- angeh”rige im Netzwerk aktiv werden. Inwieweit die oben- genannte Teilnehmerzahl korrigiert werden muá, l„át sich nicht quantifizieren. Zu d): Angaben ber die Zahl der passiven Teilnehmer im COMLINK- Netzwerk k”nnen aus technischen Grnden nicht gemacht werden. Sch„tzungen zufolge liegt bei politischen Mailbox- Netzwerken das Verh„ltnis von Nur-Lesern zu Schreibern bei 1 zu 10.103 Im vorliegenden Untersuchungsfall erg„be sich demnach fr das CL-Netz eine Gesamtreichweite von etwa 4.300 Teilnehmern. Um die Zul„ssigkeit dieser Vorgehens- weise zu prfen, habe ich eine Stichprobe durchgefhrt. Dazu wurde die Zahl der Teilnehmer ermittelt, die in der Dortmunder CL-Mailbox LINK-DO registriert sind104, und mit der Zahl der LINK-DO-Benutzer verglichen, die sich im Untersuchungszeitraum aktiv beteiligten. Hieraus ergab sich ein Verh„ltnis von 12 zu 108 (1 zu 9), sodaá die oben ange- fhrte Sch„tzung meiner Ansicht nach gerechtfertigt er- 26 scheint. Allerdings muá auch hier die unter Punkt c) ge- nannte Einschr„nkung bercksichtigt werden. 27 6. GRENZEN UND RISIKEN DER MAILBOX-KOMMUNIKATION; 6.1 Datenschutzrechtliche Betrachtung; Der erste Versuch, Mailboxsysteme in das rechtliche Raster des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) einzuordnen, wurde 1990 vom damaligen Hamburgischen Datenschutzbeauftragten Claus Henning Schapper unternommen. Seiner Ansicht nach er- geben sich dabei zun„chst vier Fragenkomplexe:105 106 a) Sind elektronische Nachrichten personenbezogene Daten? Personenbezogene Daten sind nach Paragraph 3 Abs. 1 BDSG "Einzelangaben ber pers”nliche oder sachliche Verh„ltnisse einer bestimmten oder bestimmbaren Person (Betroffener)". Nach dem Dafrhalten von Schapper sind alle Informationen als personenbezogen zu qualifizieren, die ber den Betroffenen etwas aussagen. Elektronische Nachrichten k”nnten ihren Absendern und Empf„ngern zugeordnet werden, schon dadurch erhielten sie ihren Personenbezug und nicht etwa erst durch ihren Inhalt. Sie seien deshalb als personenbezogene Daten im Sinne von Paragraph 3 Abs. 1 BDSG einzuordnen. Dies gelte auch fr Nachrichten in schwarzen Brettern, sofern dabei Angaben ber den Absender ersichtlich wrden. b) Liegt eine Speicherung der Nachrichten vor? Gem„á Paragraph 3 Abs. 5 Nr. 1 BDSG ist "Speichern das Er- fassen, Aufnehmen oder Aufbewahren personenbezogener Daten auf einem Datentr„ger zum Zwecke ihrer weiteren Verarbeitung oder Nutzung". Ein solches Speichern liegt nach Auffassung von Schapper vor, wenn die Daten zumindest vorrbergehend in einen Speicher auáerhalb des Kernspeichers einer EDV-Anlage aufgenommen werden. Die Voraussetzungen fr ein Speichern im Sinne von Paragraph 3 Abs. 1 Nr. 1 BDSG seien jedoch nicht erfllt, wenn die Daten lediglich in den Kernspeicher aufgenommen und dort nach der Verarbeitung wieder gel”scht wrden, da ein solcher Vorgang in der Regel keine Auáenwirkung entfalte. Schapper stellt fest, daá bei der elektronischen Kommunikation in Mailboxen Mitteilungen auf magnetischen Speichermedien zum Beispiel bis zum Abruf durch den Emp- f„nger abgelegt und somit auf unbestimmte Zeit auáerhalb des Kernspeichers aufbewahrt werden. Er sieht insofern eine Speicherung der Nachrichten im Sinne von Paragraph 3 Abs. 1 Nr. 1 BDSG als gegeben an. c) Werden personenbezogene Daten in Dateien verarbeitet? Eine Datei im Sinne von Paragraph 3 Abs 2 BDSG ist "1. eine Sammlung personenbezogener Daten, die durch automatisierte Verfahren nach bestimmten Merkmalen ausgewertet werden kann (automatisierte Datei), oder 2. jede sonstige Sammlung, die gleichartig aufgebaut ist und nach bestimmten Merkmalen geordnet, umgeordnet und ausgewertet werden kann (nicht- 28 automatisierte Datei)". Eine einzelne elektronische Nachricht ist Schapper zufolge fr sich betrachtet noch keine Datei, da es zum Beispiel an einer Umordnungs- m”glichkeit fehlt. Die Verwaltung von mehreren elektro- nischen Nachrichten erfordere hingegen eine dateim„áige Datenverarbeitung. Dabei bildeten die automatisiert ge- speicherten Nachrichten jeweils eine Dateieinheit, die nach verschiedenen Merkmalen wie Absender, Empf„nger, Ein- speicherungs- oder Abrufdatum geordnet werden k”nne. Nach Schappers Erachten handelt es sich bei der Nachrichtenver- waltung in einem Mailbox-System somit um eine Verarbeitung personenbezogener Daten in Dateien. d) Handelt es sich um eine Datenverarbeitung im Auftrag? Eine Auftragsdatenverarbeitung nach Paragraph 11 Abs. 1 BDSG ist die Verarbeitung personenbezogener Daten im Auf- trag durch andere Stellen. Schapper vertritt die Auf- fassung, daá schon ein Mailboxbetreiber, der die Daten seiner Kunden lediglich aufbewahrt, Auftragsdatenver- arbeitung betreibt. Er begrndet dies mit dem im Bundes- datenschutzgesetz zum Ausdruck gebrachten Willen des Ge- setzgebers, auch solchen Stellen eigene Schutzpflichten aufzuerlegen, die lediglich technische Hilfsfunktionen wahrnehmen. Dies gelte auch dann, wenn diese Hilfsfunktion (z.B. die elektronische Nachrichtenverwaltung) selbst gar nicht Auftragsbestandteil sei, solange sie untrennbarer Be- standteil der Gesamtdienstleistung bleibe. Dieser Auslegung haben sich die im Dsseldorfer Kreis verbundenen obersten Datenschutzaufsichtsbeh”rden der Bundesl„nder an- geschlossen.107 Fr den Betreiber einer privaten Mailbox gelten demzufolge nur die in Paragraph 11 Abs. 4 Nr. 2 BDSG aufgefhrten Vor- schriften fr "die brigen nicht-”ffentlichen Stellen, soweit sie personenbezogene Daten im Auftrag als Dienstleistungsunternehmen gesch„ftsm„áig verarbeiten oder nutzen". Im einzelnen sind dies: - Paragraph 5 BDSG (Wahrung des Datengeheimnis) - Paragraph 9 BDSG (Technische und organisatorische Maá- nahmen zur Gew„hrleistung des Datenschutzes) - Paragraph 43 Abs. 1, Abs. 3 und 4 BDSG sowie Paragraph 44 Abs. 1 Nr. 2, 5, 6 und Abs. 2 BDSG (Straf- und Buágeldvor- schriften) - Paragraph 32 BDSG (Meldepflichten) - Paragraph 36 und 37 BDSG (Bestellung und Aufgaben des Be- auftragten fr den Datenschutz in Betrieben mit mehr als fnf bzw. 20 st„ndigen Arbeitnehmern) - Paragraph 38 BDSG (šberwachung durch die Aufsichts- beh”rde) 29 Allgemein wird bei Mailboxsystemen die Abgrenzung der Auf- tragsdatenverarbeitung von der Datenverarbeitung zu eigenen journalistisch-redaktionellen Zwecken als problematisch be- urteilt.108 So vertritt Hans-Hermann Schrader, Schappers Nachfolger im Amt des Hamburgischen Datenschutzbeauf- tragten, die Auffassung, daá lediglich die Individual- kommunikation (Elektronische Post), die zum Teil ein unter- geordneter Leistungsbestandteil von Mailboxen ist, als Datenverarbeitung im Auftrag anzusehen ist. Bei thematisch gegliederten Brettern und Konferenzen ge- staltet sich die datenschutzrechtliche Problemlage nach Schraders Auffassung ganz anders. Hauptzweck dieser elek- tronischen Pinnw„nde sei ein m”glichst ungehinderter Aus- tausch von Informationen und Meinungen zwischen einer Viel- zahl von Beteiligten, somit berwiege ein massen- kommunikatives Element. Schrader sieht hier die Voraus- setzungen fr das sogenannte Medienprivileg im Sinne von Paragraph 41 Abs. 1 BDSG Satz 1 gegeben. Dort heiát es: "Soweit personenbezogene Daten von Unternehmen oder Hilfsunternehmen der Presse oder des Films oder von Hilfsunternehmen des Rundfunks ausschlieálich zu eigenen journalistisch-readktionellen Zwecken verarbeitet oder genutzt werden, gelten von den Vorschriften dieses Gesetzes nur die  5 und 9." Folglich w„re das BDSG mit Ausnahme seiner Bestimmungen ber das Datengeheimnis und die technischen/ organisa- torischen Gew„hrleistungsmaánahmen nicht auf Mailboxsysteme anzuwenden, soweit der Dienstleistungbestandteil "Schwarze Bretter" betroffen ist. Nach Ansicht von Schrader fallen jedoch auch in diesem Bereich schtzenswerte personenbe- zogene Daten an. So k”nne zum Beispiel von den Daten ber abgerufene Informationen oder bezogene schwarze Bretter auf das individuelle Kommunikationsverhalten der Teilnehmer zu- rckgeschlossen werden.109 Im Bereich der elektronischen Individualkommunikation sind diese Verbindungsdaten bereits durch Paragraph 10 des Fern- meldeanlagengesetzes (FAG) geschtzt. Ihre Verarbeitung und Nutzung wird nur im Rahmen der Vorschriften der Teledienst- unternehmen-Datenschutzverordnung (UDSV) gestattet. Nach Ansicht von Herbert Kubicek bleibt es jedoch unklar, ob diese Bestimmungen tats„chlich auch auf Mailboxsysteme An- wendung finden, da die Klassifikation der privaten Kommuni- kationsdienste in der UDSV w”rtlich aus der Telekom-Daten- schutzverordnung (TDSV) bernommen worden sei. Die Regelungen der TDSV orientierten sich ausschlieálich an den Dienstprofilen der Deutschen Telekom und seien mithin unge- eignet zur Einordnung von Mehrwertdiensten wie Online- Datenbanken und Mailboxen. Nach Einsch„tzung von Kubicek ist auch von der EG-Datenschutzrichtlinie keine Ver- besserung in diesem Punkt zu erwarten.110 Wie auch Schrader fordert Kubicek deswegen vom Gesetzgeber die Schaffung von klaren bereichsspezifischen Datenschutzregelungen.111 30 6.2 Wandel des Sozial- und Kommunikationsverhaltens; Die potentiellen Auswirkungen der computer-vermittelten Kommunikation (CVK) auf das Sozial- und Kommunikationsver- halten sind seit einiger Zeit Gegenstand zahlreicher theoretischer Folgeabsch„tzungen fr den privaten, beruf- lichen und ”ffentlichen Lebensbereich. Ein zentraler Aspekt in vielen dieser umfassenden Betrachtungen, auf deren Wiedergabe hier zugunsten der Behandlung empirischer Be- funde verzichtet wird, ist die Frage nach der Substitution direkter zwischenmenschlicher (interpersonaler) Kommunika- tion durch Formen der CVK und die damit einhergehende Ge- fahr der sozialen Isolation.112 Erste empirische Untersuchungen dieser Fragestellung in Be- zug auf die CVK in Mailboxsystemen sind zu Ergebnissen ge- kommen, die diese Gefahr eher gering erscheinen lassen. So ist die Forschungsgruppe Medienkultur und Lebensformen der Universit„t Trier durch Beobachtungen und Interviews in der bundesdeutschen Mailbox-Szene zu dem Schluá gelangt, daá diese Anwendungsform von CVK sogar zur Erweiterung sozialer Kontakte und interpersonaler Kommunikation fhren kann.113 Gleichwohl wird in Bezug auf komplexere Fragestellungen wie der potentiellen Ver„nderung von Struktur und Selbstver- st„ndnis sozialer Bewegungen durch den Einsatz von CVK- Systemen gemeinhin ein deutliches Untersuchungsdefizit so- wie ein hoher Forschungsbedarf konstatiert.114 Speziell mit der Frage, ob CVK zur Verdr„ngung direkter zwischenmenschlicher Kommunikation beitr„gt, hat sich das Institut fr Wirtschafts- und Sozialpsychologie der Uni- versit„t G”ttingen befaát.115 Dazu wurden ber 300 Wissen- schaftler an der Universit„t und in den Max-Planck- Instituten der Stadt G”ttingen nach ihren Kommunikations- gewohnheiten befragt. Die H„lfte von ihnen waren aktive CVK-Nutzer, d.h. sie benutzten regelm„áig die elektro- nischen Konferenzen und/oder den elektronischen Postdienst des hochschuleigenen Computernetzes. Ein Rckgang interper- sonaler Kommunikation konnte bei diesen Wissenschaftlern nicht festgestellt werden; der Anteil an Arbeitszeit, die von den CVK-Nutzer fr direkte zwischenmenschliche Gespr„che genutzt wurde, lag auf dem Niveau der Nicht- Nutzer. Auch der Kommunikationsanteil insgesamt war bei beiden Gruppen gleich. Allerdings wurde ein signifikanter Rckgang bei der Nutzung von Telefon und Briefverkehr in der CVK-Gruppe beobachtet (siehe auch Abbildung 3). Die Verfasser der Studie sind aufgrund dieser quantitativen Er- gebnisse zu folgendem Schluá gekommen: CVK ersetzt offensichtlich zum Teil die traditio- nellen technisch-vermittelten Kommunikationsformen Telefon und Brief, nicht jedoch direkte Gespr„che. 116 Eine frhere empirische Untersuchung des G”ttinger Instituts fr Wirtschafts - und Sozialpsychologie hat sich dagegen mit den qualitativen Unterschieden zwischen direkter und computer-vermittelter Kommunikation befaát.117 Zu diesem Zweck wurde ein kleines Versuchsnetzwerk aus PC- 31 Rechnern errichtet, die r„umlich voneinander getrennt waren. Nur mit Hilfe dieser Terminals muáten dann Studen- ten, die sich vor Versuchsbeginn nicht kannten, eine von den Forschern gestellte Diskussionsaufgabe innerhalb einer vorgegebenen Zeitspanne l”sen. Dieselbe Aufgabe wurde auch Vergleichsgruppen gestellt, die direkt miteinander kommuni- zieren konnten. Nach der Diskussion wurden die Probanden einzeln nach ihren Eindrcken befragt.118 Die Ergebnisse dieser Versuche belegen nach Interpretation des Verfassers der Studie, daá der Verlust der nonverbalen Kommunikations- anteile durch die Reduzierung auf den asynchronen visuell- textualen Kanal der CVK zu einer erh”hten Unsicherheit bei der Einsch„tzung von Kommunikationssituationen und -teil- nehmern fhrt. Demnach erschwert CVK vor allem die Entwick- lung positiver affektiver Beziehungen innerhalb einer Gruppe; CVK-Teilnehmer empfinden ihre Kommunikationspartner als weniger sympathisch und fhlen sich selbst als weniger sympathisch eingesch„tzt. Die Unterschiede in den Sympathiezuschreibungen reichen allerdings nicht aus, um von einer weniger positiven Gruppenatmosph„re bei computer- vermittelter Kommunikation sprechen zu k”nnen. 119 Andererseits registrierten die G”ttinger Forscher in den Netzwerk-Diskussionen eine gleichm„áigere Verteilung der Kommunikationanteile als bei den direkten Gespr„chsrunden. Als m”gliche Ursache fr diesen Effekt wird die systembe- dingte Asynchronit„t der CVK gesehen, die den Gruppenmit- gliedern mehr Freiheit erm”glichen k”nnte: Jeder kann sich dann beteiligen, wenn er will. Dieses k”nnte auch - besonders bei statusniedri- geren Kommunikationsteilnehmer/inne/n - zu einer aktiveren Teilnahme am Diskussionsprozeá fhren und die individuelle Zufriedenheit erh”hen. Damit k”nnte auch die Ideenvielfalt in der Gruppe erh”ht werden. 120 Zu „hnlichen Ergebnissen kommen Feldstudien aus Groábritannien, Schweden und den Vereinigten Staaten, die sich mit den Auswirkungen von CVK auf die Kommunikation in Unternehmen und Institutionen befaát haben.121 Drei Effekte sind demnach bei CVK besonders h„ufig zu beobachten: a) Statusausgleich: Kommunikationsteilnehmer mit geringerem Status parti- zipieren h„ufiger und selbstbewuáter am Meinungs- bildungsprozeá. CVK-Systeme werden insbesondere zur Kommunikation mit Vorgesetzten benutzt, weniger zur Ver- st„ndigung mit Untergebenen. Diese Ph„nomene werden auf das einheitliche Format von elektronischen Nachrichten zurck- gefhrt; Randinformationen ber die hierarchische Stellung der Kommunikationsteilnehmer sind darin nicht oder kaum enthalten. Untergebene, die ber CVK-Systeme mit ihren Vor- gesetzten kommunizieren, werden so nicht st„ndig an die be- stehenden Statusunterschiede erinnert. 32 b) Selbstbezogenheit: CVK-Nutzer zeigen verst„rkt reflexsive Verhaltensweisen, d.h. sie richten ihre Aufmerksamkeit weniger auf die Nach- richt oder den Empf„nger sondern eher auf sich selbst. Auch die Reaktionen der Empf„nger werden von CVK-Nutzern fr weniger wichtig gehalten als unter normalen Kommunikations- bedingungen. c) Enthemmung: Bei Kommunikationsteilnehmern in CVK-Systemen ist eine zu- nehmende Bereitschaft zur Diskussion ber negative und de- struktive Standpunkte zu beobachten. Beschimpfungen, Flche und Zynismen treten h„ufiger auf als in pers”nlichen Ge- spr„chen. Dies fhrt unter anderem auch zu einem erheb- lichen Anteil redundanter Nachrichten. Als Ursache fr diese Effekte wird das Fehlen von sozial verbindlichen Normen fr die CVK gesehen. 33 Abb. 3 Pelz-Diagramm 34 6.2.1 Beispiele fr neue Kommunikationskonventionen; Ansatzweise haben sich in einigen Bereichen der CVK, vor allem in Mailboxnetzen, bereits eigenst„ndige Kommunika- tionskonventionen etabliert. So werden zum Beispiel non- verbale Kommunikationsanteile behelfsweise durch kurze stilisierte Symbole, die sogenannten "Emoticons" oder "Smileys", substituiert (siehe Tabelle 1). Der Einsatz dieser Surrogate ist jedoch in der Mailbox-Szene nicht un- umstritten: Smileys, permanent eingesetzt, wirken im Grunde als Nuancen-Killer. (...) Zus„tzlich wird das Smiley manchmal als Rettungsanker miábraucht. Nach den belsten Verunglimpfungen findet man Smileys, die dann wohl bedeuten sollen: `War doch nicht so gemeint'. 122 Eine andere beobachtete Entwicklung ist die Formalisierung von Begráungsformen, Redewendungen und vergleichbaren For- mulierungen durch den - teilweise bereits softwaretechnisch automatisierten - Gebrauch von Abkrzungen (siehe Tabelle 2).123 In den zeitversetzten elektronischen Diskussionen zwischen Mailbox-Nutzern werden dagegen h„ufig und im groáen Umfang w”rtliche Zitate aus vorhergegangenen Nachrichten einge- setzt (siehe Abbildung 4). Diese šbernahme von Original- passsagen, auch "Quoting" genannt, wird durch die elektronische Textverarbeitung der Nachrichten wesentlich vereinfacht und gilt in der Fachliteratur weitgehend als sinnvoll.124 Einzelne Mailbox-Nutzer ben aber auch Kritik an dieser Praxis: H„ufig werden als Diskussionsanknpfungspunkte Zitate einem eigenen Kommentar vorangestellt. (...) Fr einen Diskussionseinsteiger ist nicht immer erkenntlich, warum dem Verfasser gerade dieses Zitat bemerkenswert erschien, zumal sich der Autor nicht unbedingt die Mhe nimmt, seine eventuellen Verst„ndnisschwierigkeiten anderer Beitr„ge mit eigenen Worten zusammengefaát darzu- stellen. 125 35 Tab. 1 Emoticons 36 Tab. 2 Krzel 37 Abb. 4 Quotes 38 7. ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG UND AUSBLICK; Bei der zusammenfassenden Betrachtung aller Aspekte, die in dieser Studienarbeit behandelt wurden, ergibt sich ein recht ambivalentes Gesamtbild. Die gegenw„rtige Situation politischer Mailboxnetzwerke ist gekennzeichnet durch eine deutliche Diskrepanz zwischen den theoretischen M”glich- keiten und Ansprchen auf der einen Seite und den tats„ch- lichen Einschr„nkungen und Herangehensweisen auf der anderen. Sicherlich bietet der Ansatz der Mailbox-Kommunikation mit den Leitbildern Bidirektionalit„t und Dezentralisierung einige Chancen zur Demokratisierung der elektronischen Telekommunikation. Jeder, der ber einen PC, ein Modem und einen Telefonanschluá verfgt, k”nnte sich heute theore- tisch ohne groáe Umst„nde und Kosten interaktiv und weit- gehend unreglementiert am politischen Informations- und Meinungsaustausch in einem nationalen oder internationalen Brgernetzwerk beteiligen. Doch von dieser neuen Medien- kultur ist in der Praxis wenig zu sehen, stattdessen ist die Szene gepr„gt durch korporatistische Presse- und ™ffentlichkeitsarbeit im klassischen Einbahnstraáen-Stil: Zumindest die Brgernetzwerke in der Bundesrepublik sind gegenw„rtig nicht viel mehr als elektronisch verbreiterte Presse- und Schriftenverteiler von gesellschaftlichen Gruppierungen, die gr”átensteils bereits am publizistischen Meinungsbildungsprozeá beteiligt sind. Von einer neuen Gegen”ffentlichkeit, die zur Zeit mit einigen tausend Teil- nehmern ohnehin ziemlich sp„rlich ausfallen wrde, kann also keine Rede sein. Daá die Brgernetzwerke ihren selbstgew„hlten Anspruch, die ”ffentliche politische Diskussion auf elektronischem Wege zu f”rdern, bisher nicht eingel”st haben und wahrscheinlich auch nicht einl”sen werden, hat freilich noch andere Grnde als das Festhalten an den althergebrachten Verhaltens- mustern der Mediennutzung. Mailbox-Systeme unterliegen technisch bedingten, systemimmanenten Beschr„nkungen, die die zwischenmenschliche Kommunikation erschweren und zum Teil zu negativen psychologischen Effekten fhren. Als Diskussionsmedium erscheinen sie deshalb eher ungeeignet. Zudem ist datenschutzrechtliche Lage im Bereich der Mailbox-Kommunikation noch so ungekl„rt, daá bei vielen potentiellen Teilnehmern die Angst vor Manipulations- und Miábrauchsm”glichkeiten das Bedrfnis zur aktiven Be- teiligung berwiegen drfte. Aber auch ungeachtet dieser technischen und rechtlichen Einschr„nkungen ist es zweifelhaft, ob politische Mailbox- netzwerke tats„chlich eine ad„quate Organisationform fr die sozialen Bewegungen des Informationszeitalters dar- stellen, ob sie wirklich das politische Medium fr die "entfremdeten Individuen" der Computer-Gesellschaft sein k”nnen. Vielleicht wird der Eine oder Andere, der sich aus dem aktiven Engagement ins Private zurckgezogen hat, ber politische Netze den Rckweg zum politischen Diskurs 39 finden, genauso wie fr einige Computer-Kids die Polit- Mailbox wom”glich der erste und einzige Berhrungspunkt mit politischen Themen sein wird. Doch diese Art der Partizi- pation wird wahrscheinlich nie eine tats„chliche, sondern nur eine virtuelle Auáenwirkung entfalten und die "entfremdeten Individuen" zu der Illusion verleiten, sie k”nnten ihr Engagement unbesorgt auf den heimischen Ter- minal beschr„nken. In diesem Zusammenhang erscheinen poli- tische Mailboxnetzwerke - wie andere Computer-Technologien auch - als Verst„rker bestehender Strukturen: Politisch Aktive werden mit ihrer Hilfe noch aktiver, koordinieren erfolgreicher Aktionen und verbessern die Presse- und ™ffentlichkeitsarbeit, w„hrend Passive durch dieses Medium in ihrer politischen Regungslosigkeit noch best„rkt werden. Auch in Hinblick auf die weltweite Entwicklung ist es frag- lich, ob Mailboxnetzwerke wirklich dazu geeignet sind, hochgesteckte politische Ziele wie die Errichtung einer neuen Weltinformationsordnung oder die Schaffung einer globalen Innenpolitik auf konsensdemokratischer Grundlage zu verwirklichen. Abgesehen davon, daá die sozialen Aus- wirkungen von CVK-Systemen in solch makrosystemischen Kon- texten noch v”llig unerforscht und kaum prognostizierbar sind, wrden diese Vorhaben momentan schon aus rein prak- tischen Grnden scheitern: Die H„lfte der Weltbev”lkerung hat noch nicht einmal Zugang zum Fernsprechnetz, vom Zu- griff auf Computernetzwerke ganz zu schweigen.126 Die neue elektronische Weltinformationsordnung w„re also zwangs- l„ufig durch die alten Verteilungsdisparit„ten zwischen den reichen Industrienationen und den armen Entwicklungsl„ndern gepr„gt. Diese Entwicklung spiegelt sich schon heute in den weiáen Flecken auf der Landkarte des APC-Verbundes wieder; die riesigen Kontinente Asien und Afrika weisen nicht ein einziges APC-Mitgliedsnetzwerk auf. Aber auch wenn es ge- lingen sollte, politische Mailboxnetzwerke gleichm„áig ber den Globus zu verteilen, so w„ren diese "Gegenstrukturen" doch nie ganz sicher vor Versuchen der Einfluánahme, da sie zu ihrer Verbreitung immer auf staatliche oder privat- wirtschaftliche Fernmeldegesellschaften angewiesen bleiben werden. 1 Vgl. LEUE, Gnther: Electronic Mail im Umfeld der konkurrierenden Telematik-Dienste. Hat Electronic Mail (Mailbox) in Europa noch eine Chance? In: HŽUSSLER, Erich (Hrsg.): Congress V. Europ„ischer Congress fr Mehrwertdienste, Informations-Datenbanken und CD-ROM. Congressband. Velbert 1991, S. 2 f. 2 Vgl. im folgenden GOLDMANN, Martin/HOOFACKER, Gabriele: Politisch arbeiten mit dem Computer. Schreiben und drucken, organisieren, informieren und kommunizieren. Reinbek 1991, S. 63 ff. 3 Vgl. HELLIGE, Hans Dieter: Milit„rische Einflsse auf Leitbilder und L”sungsmuster der Computerkommunikation. In: Technikgeschichte, Heft 59/1992, S. 375 4 Vgl. ebenda 40 5 Vgl. ebd., S. 376 f. 6 Eigentlich der Modem von Modulator/ Demodulator 7 Vgl. HELLIGE, Hans Dieter, a.a.O., S. 376 8 Vgl. EURICH, Claus: T”dliche Signale. Die kriegerische Geschichte der Informationstechnik von der Antike bis zum Jahr 2000. Frankfurt a.M. 1991, S. 107 9 Vgl. MOREAU, Rene: The Computer Comes of Age. The People, the Hardware, and the Software. Cambridge (Mass.)/London 1984, S. 128 f. 10 Vgl. VALLEE, Jacques: Computernetze. Tr„ume und Alptr„ume von einer neuen Welt. Reinbek 1984, S. 152 f. 11 Vgl. ebenda 12 Vgl. HELLIGE, Hans Dieter, a.a.O., S. 385 f.; vgl. auch LEE, John A.N./ROSIN, Robert: The CTSS Interviews. In: IEEE Annals of the History of Computing, Heft 1/1992, S. 48 f. 13 Vgl. LEE, John A.N./ROSIN, Robert, a.a.O., S. 49 14 Vgl. HELLIGE, Hans Dieter, a.a.O., S. 386 ff.; vgl. auch HILTZ, Starr R./TUROFF, Murray: The Network Nation. Human Communication via Computer. Massachusetts 1978, S. 64 15 Vgl. HILTZ, Star R./TUROFF, Murray, a.a.O., S. 46 ff.; vgl. auch HELLIGE, Hans Dieter, a.a.O., S. 386 16 Vgl. O'BRIEN, Rory: The APC Computer Networks. Global Networking for Change. ASSOCIATION FOR PROGRESSIVE COMMUNICATIONS 1992 17 Vgl. HERWIG, Claus: Pfeif's noch einmal, Sam. In: CHIP, Heft 6/1992, S. 292; vgl. auch NIEDERMEIER, Werner: Sysop im Fido-Netz. In: DOS international, Heft 9/1992, S. 294 18 Vgl. KEUKERT, Michael: GATOR. Gateway-Orientierungs- Ratgeber. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1991 19 Vgl. ders.: Schoá- und H”llenhunde. Die schillernde Welt der privaten Netzwerke in Deutschland. In: C'T, Heft 3/1991, S. 48 20 Vgl. O'BRIEN, Rory, a.a.O. 21 Dieser Umstand pr„gte in Deutschland die Bezeichnung "Brgerrechtsnetzwerk" bzw. "Brgernetzwerk" als Sammelbegriff fr politisch ausgerichtete Mailboxnetze. 22 Vgl. O'BRIEN, Rory, a.a.O. 23 Vgl. ebenda 41 24 Ebenda 25 Vgl. GOLDMANN, Martin/HOOFACKER, Gabriele, a.a.O., S. 152 f. 26 Vgl. ebd., S. 152 27 Vgl. ebd., S. 153 28 Vgl. ebd., S. 161 29 Vgl. ebd., S. 162 30 Vgl. ebd., S. 163 31 Vgl. WIECKMANN, Jrgen: Internationales Nachrichtennetz fr Brgerrechtler. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1992 32 Vgl. QUARTERMAN, John S.: The Matrix. Computer Networks and Conferencing Systems worldwide. San Diego 1991, S. 260 f. 33 Vgl. Hans-B”ckler-Stiftung (Hrsg.): Gesellschaftkritische Nutzung von Mailboxen. Insbesondere in der Gewerkschaftlichen Arbeit. Dsseldorf 1992, S. 12 34 Vgl. SCHMITT-EGENOLF, Andreas: Kommunikation und Computer. Trends und Perspektiven der Telematik. Wiesbaden 1990, S. 170 35 Vgl. M™LLER, Frank: Computernetze in Europa. Die Suche nach Strukturen zuknftiger Kommunikation. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1992 36 Vgl. RIEHM, Ulrich u.a.: Elektronisches Publizieren. Eine kritische Bestandsaufnahme. Heidelberg 1992, S. 163 f. 37 Vgl. HOOFACKER, Gabriele: Kommerzielle Mailboxen. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1993 38 Vgl. HERWIG, Claus, a.a.O., S. 296 39 Vgl. Hans-B”ckler-Stiftung, a.a.O., S. 15 40 Vgl. M™LLER, Frank, a.a.O. 41 Vgl. HOOFACKER, Gabriele: Kommerzielle ..., a.a.O. 42 Vgl. BORCHERS, Detlef: Globale Netze. Kommerzielle Mailboxen in Deutschland. In: C'T, Heft 9/1991, S. 48 43 Vgl. ebenda 44 Vgl. QUARTERMAN, John S., a.a.O., S. 456 f. 45 Vgl. ebd., S. 429 f. 42 46 Vgl. ebd., S. 289 47 Vgl. ebd., S. 381 48 Vgl. ebd., S. 126 49 Vgl. SCHRAMM, Karsten: Der Informationsgigant. In: DOS, Heft 8/1990, S. 78 50 Vgl. QUARTERMAN, John S., a.a.O., S. 238 51 Vgl. ebd., S. 126 52 Vgl. KEUKERT, Michael/WILDE: DFš-Referenz. Abkrzungen, Begriffe und Signale fr den Modemanwender. In: C'T, Heft 2/1993, S. 201 53 Vgl. ECKERT, Roland u.a.: Auf digitalen Spuren. Die Kulturen von Hackern, Programmierern, Crackern und Spielern. Opladen 1991, S. 49 54 Vgl. KEUKERT, Michael: Schoá- und H”llenhunde ..., a.a.O., S. 42 55 Vgl. KELLERMANN, Jrgen: Mit Mailboxnetzen Gegen”ffentlichkeit schaffen? Ein Versuch - dargestellt am Beispiel der Computervernetzung Z-Netz/CL-Netz. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1993 56 Vgl. KEUKERT, Michael: GATOR ..., a.a.O. 57 Vgl. O'BRIEN, Rory, a.a.O. 58 Vgl. SCHACHT-WIEGAND, Udo: Netnews '92. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1992 59 Vgl. ders.: Informationstext ber die APC. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1992 60 Vgl. O.V.: Systemliste der Mailboxen im CL-Netz. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1993 (Anhang 1) 61 Vgl. WIECKMANN, Jrgen, a.a.O. 62 Vgl. O.V.: Liste der ber das CL-Netz erreichbaren Vereine, Verb„nde, BI's, Gruppen, ect. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1992 (Anhang 2) 63 Vgl. GOLDMANN, Martin/HOOFACKER, Gabriele, a.a.O., S. 165 64 Vgl. ebenda; vgl. auch O.V.: Brettliste der Mailboxen im CL-Netz. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1993 (Anhang 3) 65 Vgl. GOLDMANN, Martin/HOOFACKER, Gabriele, a.a.O., S. 70; vgl. auch O.V.: Systemliste ..., a.a.O. 43 66 Vgl. HERWIG, Claus, a.a.O., S. 296; vgl. auch O.V.: Brettliste ..., a.a.O. 67 Vgl. O.V.: Internationale Mailboxnetze fr eine neue Weltinformationsordnung. Interview mit Howard Frederick (IGC). COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1992; vgl. auch GOLDMANN, Martin/HOOFACKER, Gabriele, a.a.O., S. 59 68 Vgl. KOCH, Markus: SOLINET. Gewerkschaftliches Netzwerk. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1993 69 Vgl. Hans-B”ckler-Stiftung (Hrsg.), a.a.O., S. 41 70 Vgl. O.V.: Internationales Datennetz. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1992 71 Vgl. GOLDMANN, Martin/HOOFACKER, Gabriele, a.a.O., S. 61 72 Vgl. O.V.: šbersicht ber das Angebot von amnesty international in nichtkommerziellen Computernetzen. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1993 73 Vgl. ebenda 74 Vgl. WIECKMANN, Jrgen, a.a.O. 75 Ebenda 76 Vgl. GOLDMANN, Martin/HOOFACKER, Gabriele, a.a.O., S. 164 77 Vgl. O.V.: Internationale Mailboxnetze fr eine neue Weltinformationsordnung ..., a.a.O. 78 Vgl. WIECKMANN, Jrgen: Information aus erster Hand. Presse-Nachrichtenntz der Brgerrechtsbewegungen geht auf den Draht. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1991 79 Vgl ebenda 80 Vgl. ebenda 81 Vgl. SCHLEUPPNER, Florian: Untersuchung der Bildung einer neuen Medienkultur anhand des Netzwerkes "COMLINK". COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1992 82 GOLDMANN, Martin/HOOFACKER, Gabriele, a.a.O., S. 70 83 Vgl. WIECKMANN, Jrgen: Deutscher IPS-Dienst ber COMLINK. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1992 84 Vgl. O.V.: Erste deutsche Tageszeitung "on-line". COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1993 85 Vgl. O.V.: IPN-Printmedien. Zeitschrifteverzeichnis. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1993 (Anhang 4) 44 86 Vgl. GOLDMANN, Martin/HOOFACKER, Gabriele, a.a.O., S. 92 f. 87 Vgl. auch RIEHM, Ulrich u.a., a.a.O., S. 163 88 GOLDMANN, Martin/HOOFACKER, Gabriele, a.a.O., S. 71 89 Ebenda, S. 167 90 Ebenda, S. 166 91 Vgl. ebd., S. 165 ff. 92 KELLERMANN, Jrgen, a.a.O. 93 Vgl. O.V.: Internationale Mailboxnetze fr eine neue Weltinformationsordnung ..., a.a.O. 94 JUNGK, Robert: Rede zur Internationalen Studentenwoche Ilmenau 1993. zit. n. HOLLAND, Wau: Elektronische Demokratie. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1993 95 Ebenda 96 SIMON, Frank: : Kommunikationsnetze. Ein neues Medium und die Folge. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1990; vgl. auch ENSE, Matthias/HEUE, Matthias/M™HWALD, Holger: Datenfernbertragung - Teil 2. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1992; vgl. auch SCHLEUPPNER, Florian, a.a.O. 97 Siehe Brettstatistik (Anhang 5) 98 Siehe ebenda 99 Siehe ebenda 100 Vgl. GOLDMANN, Martin/HOOFACKER, Gabriele, a.a.O., S. 69 101 Siehe Brettstatistik (Anhang 5) 102 Siehe ebenda 103 Vgl. VOGLER, Thomas: Von Kommunikationsproblemen durch das Fehlen nonverbaler Verst„ndigungsebenen. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1993 104 Mndliche Auskunft von Markus Koch, Systembetreiber der Mailbox "LINK-DO" 105 Vgl. im folgenden SCHAPPER, Claus Henning: Achter T„tigkeitsbericht des Hamburgischen Daten- schutzbeauftragten. Zugleich T„tigkeitsbericht der Aufsichtsbeh”rde fr den nicht-”ffentlichen Bereich, vorgelegt zum 1. Januar 1990, S. 124 f. 45 106 Die in diesem Abschnitt folgenden Gesetzespassagen wurden zitiert nach D™RR, Erwin: Neues Bundesdatemschutzgesetz. Handkommentar und Arbeitshilfe fr Wirtschaft und Verwaltung. K”ln 1991, S. 12 ff. 107 Vgl. ders.: Neunter T„tigkeitsbericht des Hamburgischen Datenschutzbeauftragten. Zugleich T„tigkeitsbericht der Aufsichtsbeh”rde fr den nicht-”ffentlichen Bereich, vorgelegt im November 1990, S. 112 108 Vgl. im folgenden SCHRADER, Hans-Hermann: Elfter T„tigkeitsbericht des Hamburgischen Daten- schutzbeauftragten. Zugleich T„tigkeitsbericht der Aufsichtsbeh”rde fr den nicht-”ffentlichen Bereich, vorgelegt im Januar 1993, S. 44 ff. 109 Vgl. ebd., S. 45 110 Vgl. KUBICEK, Herbert: Datenschutz in der Telekommunikation. Ein aktueller šberblick. In: Datenschutz-Nachrichten, Heft 2-3/1992, S. 5 111 Vgl. ebenda; vgl. auch SCHRADER, Hans-Hermann, a.a.O., S. 45 112 Vgl. z.B. KUBICEK, Herbert/ROLF, Arno: Mikropolis. Mit Computernetzen in die "Informationsgesellschaft". Hamburg 19862, S. 262 ff. 113 Vgl. ECKERT, Roland u.a., a.a.O., S. 147 ff. und S. 262 114 Vgl. ebd., S. 49 f. 115 Vgl. PELZ, Jan/RADE, J”rg/SCHOLL, Wolfgang: Im Alltag der Wissenschaft. In: DFN-Mitteilungen, Heft 11/1992, S. 6 f. 116 Ebenda 117 Vgl. PELZ, Jan: Sozialpsychologische Aspekte eines Vergleichs zwischen direkter und computer-vermittelter Kommunikation. G”ttingen 1988, S. 5 118 Vgl. ebd., S. 20 f. 119 Ebenda, S. 3 120 Ebenda, S. 42 121 Vgl. SIMON, Frank, a.a.O.; vgl. auch STICHWEH, Rudolf: Computer, Kommunikation und Wissenschaft. Telekommunikative Medien und Strukturen der Kommunikation im Wissenschaftssystem. K”ln 1989, S. 41 f.; vgl. auch PERROLLE, Judith A.: Conversations and trust in computer Interfaces. In: DUNLOP, Charles/KLING, Rob (Hrsg.): Computerization and controversy. Value conflicts and social choices. San Diego 1991, 357 f. 46 122 KEUKERT, Michael/WILDE, Michael, a.a.O., S. 199 f. 123 Vgl. ebenda 124 Vgl. z.B. BLUMENHOFER, Lars: Der sichere Einstieg in die Datenfernbertragung. Mnchen 1991, S. 137; vgl. auch VOGLER, Thomas, a.a.O. 125 ENSE, Matthias/HEUE, Matthias/M™HWALD, Holger, a.a.O. 126 Vgl. HOLDERNESS, Mike: Down and out in the global village. In: New Scientist v. 8.05.1993, S. 36 VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN UND TABELLEN; Abb. 1 Schema der Terminal-Host-Verbindung bei Mailbox-Systemen. In: GOLDMANN, Martin/HOOFACKER, Gabriele: Politisch arbeiten mit dem Computer. Schreiben und drucken, organisieren, in- formieren und kommunizieren. Reinbek 1991, S. 59 Abb. 2 Schematischer Aufbau eines Mailboxnetzwerkes. Eigene Darstellung Abb. 3 "Kommunikationsanteile von CVK-Nutzern und Nicht-Nutzern in Prozent". In: DFN-Mitteilungen, Heft 11/1992, S. 7 Abb. 4 Beispiel fr eine Mailbox-Nachricht mit Quoting-Passagen. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1993 Tab. 1 "Die wichtigsten Smileys". In: C'T, Heft 2/1993, S. 200 Tab. 2 "Gebr„uchliche 'Talk Modes'". In: C'T, Heft 2/1993, S. 200 LITERATURVERZEICHNIS; Monographien/ Anthologien BLUMENHOFER, Lars: Der sichere Einstieg in die Datenfernber- tragung. Mnchen 1991 D™RR, Erwin: Neues Bundesdatenschutzgesetz. Handkommentar und Arbeitshilfe fr Wirtschaft und Verwaltung. K”ln 1991 DUNLOP, Charles/KLING, Rob (Hrsg.): Computerization and con- troversy. Value conflicts and social choices. San Diego 1991 ECKERT, Roland u.a.: Auf digitalen Spuren. Die Kulturen von Hackern, Programmierern, Crackern und Spielern. Opladen 1991 EURICH, Claus: T”dliche Signale. Die kriegerische Geschichte der Informationstechnik von der Antike bis zum Jahr 2000. Frankfurt a.M. 1991 GOLDMANN, Martin/HOOFACKER, Gabriele: Politisch arbeiten mit dem Computer. Schreiben und drucken, organisieren, in- formieren und kommunizieren. Reinbek 1991 Hans-B”ckler-Stiftung (Hrsg.): Gesellschaftskritische Nutzung von Mailboxen. Insbesondere in der Gewerkschaftlichen Arbeit. Dsseldorf 1992 HŽUSSLER, Erich (Hrsg.): Congress V. Europ„ischer Congress fr Mehrwertdienste, Informations-Datenbanken und CD- ROM. Congressband. Velbert 1991 HILTZ, Starr R./TUROFF, Murray: The Network Nation. Human Communication via Computer. Massachusetts 1978 KUBICEK, Herbert/ROLF, Arno: Mikropolis. Mit Computernetzen in die "Informationsgesellschaft". Hamburg 19862 MOREAU, Rene: The Computer Comes of Age. The People, the Hardware, and the Software. Cambridge (Mass.)/London 1984 PELZ, Jan: Sozialpsychologische Aspekte eines Vergleichs zwischen direkter und computer-vermittelter Kommunika- tion. G”ttingen 1988 QUARTERMAN, John S.: The Matrix. Computer Networks and Con- ferencing Systems Worldwide. San Diego 1991 RIEHM, Ulrich u.a.: Elektronisches Publizieren. Eine kritische Bestandsaufnahme. Heidelberg 1992 SCHAPPER, Claus Henning: Achter T„tigkeitsbericht des Hamburgischen Datenschutzbeauftragten. Zugleich T„tig- keitsbericht der Aufsichtsbeh”rde fr den nicht-”ffent- lichen Bereich, vorgelegt zum 1. Januar 1990 SCHAPPER, Claus Henning: Neunter T„tigkeitsbericht des Hamburgischen Datenschutzbeauftragten. Zugleich T„tig- keitsbericht der Aufsichtsbeh”rde fr den nicht-”ffent- lichen Bereich, vorgelegt im November 1990 SCHMITT-EGENOLF, Andreas: Kommunikation und Computer. Trends und Perspektiven der Telematik. Wiesbaden 1990 SCHRADER, Hans-Hermann: Elfter T„tigkeitsbericht des Hamburgischen Datenschutzbeauftragten. Zugleich T„tig- keitsbericht der Aufsichtsbeh”rde fr den nicht-”ffent- lichen Bereich, vorgelegt im Januar 1993 STICHWEH, Rudolf: Computer, Kommunikation und Wissenschaft. Telekommunikative Medien und Strukturen der Kommunika- tion im Wissenschaftssystem. K”ln 1989 VALLEE, Jacques: Computernetze. Tr„ume und Alptr„ume von einer neuen Welt. Reinbek 1984 Artikel/ Elektronische Publikationen BORCHERS, Detlef: Globale Netze. Kommerzielle Mailboxen in Deutschland. In: C'T, Heft 9/1991, S. 48- 54 ENSE, Matthias/HEUE, Matthias/M™HWALD, Holger: Datenfernber- tragung - Teil 2. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1992 HELLIGE, Hans Dieter: Milit„rische Einflsse auf Leitbilder und L”sungsmuster der Computerkommunikation. In: Technikgeschichte, Heft 59/1992, S. 371- 401 HERWIG, Claus: Pfeif's noch einmal, Sam. In: CHIP, Heft 6/1992, S. 289- 296 HOLDERNESS, Mike: Down and out in the global village. In: New Scientist v. 8.05.1993, S. 36- 40 HOLLAND, Wau: Elektronische Demokratie. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1993 HOOFACKER, Gabriele: Kommerzielle Mailboxen. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1993 KELLERMANN, Jrgen: Mit Mailboxnetzen Gegen”ffentlichkeit schaffen? Ein Versuch - dargestellt am Beispiel der Computervernetzung Z-Netz/CL-Netz. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1993 KEUKERT, Michael/WILDE: DFš-Referenz. Abkrzungen, Begriffe und Signale fr den Modemanwender. In: C'T, Heft 2/1993, S. 199- 201 KEUKERT, Michael: GATOR. Gateway-Orientierungs-Ratgeber. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1991 KEUKERT, Michael: Schoá- und H”llenhunde. Die schillernde Welt der privaten Netzwerke in Deutschland. In: C'T, Heft 3/1991, S. 42- 55 KOCH, Markus: SOLINET. Gewerkschaftliches Netzwerk. COMPUTER- NETZWERK LINKSYSTEME 1993 KUBICEK, Herbert: Datenschutz in der Telekommunikation. Ein aktueller šberblick. In: Datenschutz-Nachrichten, Heft 2-3/1992, S. 4- 6 LEE, John A.N./ROSIN, Robert: The CTSS Interviews. In: IEEE Annals of the History of Computing, Heft 1/1992, S. 33- 50 M™LLER, Frank: Computernetze in Europa. Die Suche nach Struk- turen zuknftiger Kommuniaktion. COMPUTERNETZWERK LINK- SYSTEME 1992 NIEDERMEIER, Werner: Sysop im Fido-Netz. In: DOS inter- national, Heft 9/1992, S. 294- 296 O'BRIEN, Rory: The APC Computer Networks. Global Networking for Change. ASSOCIATION FOR PROGRESSIVE COMMUNICATIONS 1992 O.V.: Brettliste der Mailboxen im CL-Netz. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1993 O.V.: Internationale Mailboxnetze fr eine neue Weltinforma- tionsordnung. Interview mit Howard Frederick (IGC). COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1992 O.V.: Internationales Datennetz. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1992 O.V.: IPN-Printmedien. Zeitschriftenverzeichnis. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1993 O.V.: Liste der ber das CL-Netz erreichbaren Vereine, Ver- b„nde, BI's, Gruppen, ect. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1992 O.V.: Systemliste der Mailboxen im CL-Netz. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1993 O.V.: Erste deutsche Tageszeitung "on-line". COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1993 O.V.: šbersicht ber das Angebot von amnesty international in nichtkommerziellen Computernetzen. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1993 PELZ, Jan/RADE, J”rg/SCHOLL, Wolfgang: Im Alltag der Wissen- schaft. In: DFN-Mitteilungen, Heft 11/1992, S. 6- 8 SCHACHT-WIEGAND, Udo: Informationstext ber die APC. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1992 SCHACHT-WIEGAND, Udo: Netnews '92. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1992 SCHLEUPPNER, Florian: Untersuchung der Bildung einer neuen Medienkultur anhand des Netzwerkes "COMLINK". COMPUTER- NETZWERK LINKSYSTEME 1992 SCHRAMM, Karsten: Der Informationsgigant. In: DOS, Heft 8/1990, S. 78 SIMON, Frank: : Kommunikationsnetze. Ein neues Medium und die Folge. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1990 VOGLER, Thomas: Von Kommunikationsproblemen durch das Fehlen nonverbaler Verst„ndigungsebenen. COMPUTERNETZWERK LINK- SYSTEME 1993 WIECKMANN, Jrgen: Deutscher IPS-Dienst ber COMLINK. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1992 WIECKMANN, Jrgen: Information aus erster Hand. Presse-Nach- richtennetz der Brgerrechtsbewegungen geht auf den Draht. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1991 WIECKMANN, Jrgen: Internationales Nachrichtennetz fr Brgerrechtler. COMPUTERNETZWERK LINKSYSTEME 1992 A N H A N G 1; Systemliste der Mailboxen im CL-Netz Stand: Juni '93 A N H A N G 2 Liste der ber das CL-Netz erreichbaren Vereine, Verb„nde, BI's, Gruppen, ect. Erstellungsdatum: 13.9.1992 A N H A N G 3 Brettliste der Mailboxen im CL-Netz Stand: Juni '93 A N H A N G 4 *** IPN-PRINTMEDIEN: Zeitschriftenverzeichnis *** A N H A N G 5 Brettstatistik vom 10.05.93 bis zum 06.06.93, geordnet nach der Anzahl eingegangener Nachrichten.