[gir-l] Vollerhebung oder nur noch Stichprobe?

Nina Baur nina.baur at Sowi.uni-bamberg.de
Wed Jan 28 13:13:37 CET 2004


> ich habe kürzlich eine Vollerhebung durchgeführt und habe nun einen Rücklauf in Höhe von 
> knapp 40%.
> Kennt irgendjemand Literatur zu dem Thema, ab welcher Rücklaufquote man nicht mehr von 
> einer Vollerhebung sprechen kann und somit Signifikanzen ausweisen muss?

Eine Vollerhebung ist genau das, was das Wort sagt: Man hat ALLE Fälle der 
Grundgesamtheit untersucht, ohne Ausnahme, ohne Ausfälle.

Wenn man keine Vollerhebung hat, heißt das nicht automatisch, dass man mit 
Signifikanzen arbeiten darf. Das hängt davon ab, ob es sich um eine 
Zufallsstichprobe handelt oder nicht. Ausfälle kommen in der Regel nicht zufällig 
zustande durch systematische Prozesse. In diesem Fall darf man also nicht testen 
sondern muss zunächst abschätzen, ob systematische Verzerrungen vorliegen und 
wie sich diese auf das Ergebnis auswirken könnten. Näheres hierzu findet man in 
Einführungen in die Methoden der empirischen Sozialforschung bzw. Büchern zu 
statistisch. Ein gut verständliche Darstellung findet sich z.B. in:

Schulze,Gerhard(2002): Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung. Reihe: Bamberger Beiträge 
    zur empirischen Sozialforschung. Band1. Bamberg

Schulze befasst sich auch in noch nicht veröffentlichten Manuskripten mit 
systematischen Fehlern und Ausfällen, die bei ihm auf Anfrage erhältlich sind 
(gerhard.schulze at sowi.uni-bamberg.de). Auch Rainer Schnell hat sich in einigen 
Arbeiten mit Ausfällen befasst:

Schnell, Rainer(1986): Missing-Data-Probleme in der empirischen Sozialforschung. 
Inaugural-Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der 
Sozialwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum – Abteilung Sozialwissenschaft.
Schnell, Rainer(1997): Nonresponse in Bevölkerungsumfragen. Ausmaß, Entwicklung 
und Ursachen. Opladen: Leske+ Budrich


Viele Grüße, Nina Baur

Mit freundlichen Grüßen,

Nina Baur


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Nina Baur (Dipl.-Soz.)
Mitarbeiterin an der
Professur für Methoden der empirischen Sozialforschung
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Raum F083
Feldkirchenstraße 21
96045 Bamberg
Tel.: 0951 / 863 - 2561
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Email: nina.baur at sowi.uni-bamberg.de

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