Internet in Deutschland



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Internet in Deutschland

Studenten mit Zugang zum Internet über die Hochschule wissen häufig nicht, wer die von Ihnen genutzten Dienste zur Verfügung zu welchen Kosten stellt. Auch wenn diese Kosten nicht direkt von den Studenten getragen werden, soll deutlich gemacht werden, daß Datenkommunikation nicht billig ist und dieses Privileg deshalb nicht mißbraucht werden sollte.

Für Internet-Interessierte, die nach Zugangsmöglichkeiten suchen, werden in einem kurzen Überblick die Netzbetreiber und -anbieter in Deutschland vorgestellt, weitere Informationen (Adressen der Anbieter und Hinweise auf Zeitschriftenartikel) sind im Anhang aufgeführt).

Netzbetreiber

DFN

Der Vereins zur Förderung eines Deutschen Forschungsnetzes (DFN-Verein) stellt seinen Mitgliedern, d.h. Universitäten und Forschungseinrichtungen, das Wissenschaftsnetz (WIN) zur Verfügung, das in der Technik dem Datex-P-Netz der Telekom entspricht. Angeschlossen sind bereits über 300 Institutionen, davon inzwischen 30 mit 2 Mbit/s. Anschlüsse mit 34 MBit/s werden gegenwärtig erprobt.

Auf der Basis des X.25-Protokolls werden sowohl OSI-spezifische Protokolle als auch TCP/IP eingesetzt.

Das WIN bietet eine 2 MBit/s-Verbindung über das europäische Wissenschaftsnetz EuropaNET sowie eine direkte 1,5 MBit/s-Verbindung in die USA (ESnet Princeton). Weitere Verbindungen bestehen zu EARN/BITNET und dem öffentlichen Datex-P.

Die Nutzungsentgelte für den Zugang zum WIN werden in Form eines jährlichen Pauschalpreises erhoben, dessen Höhe sich nach der Kapazität des Teilnehmerzugangs richtet (Stand Januar 1994):

  Anschluß mit  9,6 kbit/s : DM   15790,-
  Anschluß mit   64 kbit/s : DM   52630,-
  Anschluß mit 1920 kbit/s : DM  310000,-

Diese Beträge beinhalten nur die Anschluß- und Übertragungskosten. Für die sogenannten Mehrwertdienste, wie z.B. die IP-Vermittlung werden aber seit 1994 volumenabhängige Gebühren berechnet, die durch Volumen und Kapazitätsklassen bestimmt werden. Für einen Zugang mit mehr als 200 kBit/s und einem Nutzungsvolumen der Mehrwert-Dienste von mehr als 10 GB pro Monat werden z.B. 87.000 DM pro Jahr zusätzlich berechnet. Allerdings wirkt sich das übertragene Volumen mit Rücksicht auf die längerfristige Planung der Hochschuletats erst auf die Gebühr des übernächsten Jahres aus.

BelWü

Baden-Württemberg betreibt ein eigenes Hochgeschwindigkeitsnetz, Baden-Württembergs Extended LAN (BelWü), um die Forschungseinrichtungen des Bundeslandes, d.h. alle Hochschulen, einige Fachhochschulen und andere Institutionen mit bis zu 100 MBit/s verbinden. Der Internet-Zugang wird durch Übergänge zum WIN und zum amerikanischen NSFNET realisiert. Finanziert wird das Netz durch das Ministerium für Wissenschaft und Kunst des Landes Baden-Württemberg.

EUnet

EUnet wurde 1982 als Antwort auf die amerikanische UUCP- und Usenet- Entwicklung von Mitgliedern aus der europäischen Computer-Industrie und Wissenschaft ins Leben gerufen und konzentrierte sich zunächst auf den Austausch von E-Mail, basierend auf UUCP. Nationale EUnets sammelten die Daten und verteilten sie über einen europäischen Knoten. Mit dem Aufkommen von Internet-Direktverbindungen 1986/87 und der steigenden Zahl von Verbindungen zu anderen europäischen Netzen zeichnete sich bereits eine Überforderung der hauptsächlich von einzelnen Universitäts-Instituten betriebenen nationalen EUnets ab. Dies führte zur Neuorganisation der EUnet-Netzbetreiber als kommerzielle Gesellschaften 1992. So ist in Deutschland die ursprünglich aus einem Projekt an der Universität Dortmund hervorgegangene EUnet Deutschland GmbH seit Anfang 1993 kommerzieller Anbieter von Internet-Diensten.

Neben dem direkten Zugang in Dortmund bietet EUnet an inzwischen 10 Standorten in Deutschland sogenannte Points-of-Presence (POP) an, um einen kostengünstigeren Telefon-Tarif zu ermöglichen.

XLink

XLink hat seinen Ursprung in der Informatik-Rechnerabteilung an der Universität Karlsruhe (daher der Name XLink für eXtended Lokales Informatik Netz Karlsruhe). Inzwischen hat sich das Projekt zu einem kommerziellen Netzbetreiber und Diensteanbieter für wissenschaftliche und industrielle Einrichtungen entwickelt und ist ein Geschäftsbereich der NTG Netzwerk und Telematic GmbH.

XLink unterhält Direktverbindungen in die USA (NSFNET), zum europäischen IP-Backbone (EBone) und zum WIN.

Zum Vergleich mit dem Tarifierungsmodell des DFN soll hier beispielhaft ein Blick auf die XLink-Tarife gegeben werden. XLink-Tarife sind zwar monatliche Pauschalgebühren, hängen aber vom benötigten Kontingent ab. Eine Überschreitung des Kontingents ist zwar möglich, führt aber unter Umständen zu einer automatischen Neueinstufung in einen höhere Tarifstufe. Die Preise liegen zwischen 450,- DM für 5 MB pro Monat und 3200,- DM für 1 GB. Die Verbindung zwischen den regionalen POPs zu XLink wird dem Kunden zusätzlich volumenabhängig in Rechnung gestellt.

MAZ

Seit kurzem erweitert ein neuer Internet-Anbieter den kommerziellen Markt. Die Mikroelektronik Anwendungszentrum Hamburg GmbH bietet Firmen und Privatpersonen Zugang zum Internet über regionale Partner an, die sogenannte MAZ Internet Service Center (ISC) betreuen. Die inzwischen 18 eingerichteten ISCs haben bezüglich Preisgestaltung und Dienstleistungsangebot eine hohe Eigenständigkeit, als Preis-Richtlinie gibt MAZ z.B. für einen vollen Internet-Zugang 50 DM pro Monat an (25 DM für Schüler und Studenten), wobei 3MB Datenvolumen enthalten sind. Darüber hinaus soll jedes weitere KB 0,02DM kosten.

Weitere Anbieter

Individual Network e.V.

Das Individual Network vereinigt verschiedene Betreibergemeinschaften privater Netznutzer unter einem Dach, um gegenüber den Netzbetreibern als einziger Kunde auftreten zu können. Das IN ist seit Juli 1992 Mitglied im DFN-Verein und besitzt zwei direkte Anschlüsse an das WIN. Darüber hinaus hat der Verein Verträge mit EUnet, XLink und BelWü abgeschlossen, um auch in Regionen Anschlußpunkte zu bieten, die noch nicht über das WIN erreicht werden können. An einigen Hochschulen können lokale Betreibergemeinschaften auch den entsprechenden WIN-Anschluß mitbenutzen.

Der IN richtet sich in erster Linie an Anwender, die den Internet-Zugang für private Zwecke nutzen wollen. Nichtprivaten Anwendern wie Firmen, Vereine oder Forschungseinrichtungen wird lediglich ein befristeter Zugang gewährt, nach Ablauf der Testphase werden diese an kommerzielle Anbieter vermittelt.

subNetz e.V.

Der ,,Verein zur Förderung einer privat betriebenen Datenkommunikation`` (subNetz) besitzt im Gegensatz zu der regionalen Struktur des IN lediglich einen einzigen Zugangspunkt zum Internet, und zwar durch eine Direktleitung zur XLink-Hauptstelle in Karlsruhe. Von dort erfolgt die Verteilung von News und E-Mail über Telefonleitungen mit ISDN oder Modem. Einen Online-Zugang zum Internet, d.h. Nutzung der TCP/IP basierten Dienste, bietet der Verein nicht an.

Zugang zum Internet

Für Studenten bietet sich zunächst einmal der Zugang über die Universität an, der jedoch sehr unterschiedlich gehandhabt wird. Ulrich Hegge von der Nutzergruppe Studierende im DFN vertritt die Auffassung, daß Studenten ein Recht auf einen Zugang haben, was allerdings vor allem aus Kapazitätsgründen Probleme bereitet.

An der RWTH Aachen ist es mittlerweile schwierig, eine Zugangsberechtigung in den reinen Computer-Pools zu bekommen, als Studien- und Diplomarbeiter oder als studentische Hilfskraft in einem Institut ist es meist einfacher. Dort besteht in der Regel voller Internet-Zugang über TCP/IP.

Die zweite, wenn auch nicht kostenlose Möglichkeit, bietet sich über private Mailboxen, die über regionale Betreiber und den IN oder über den subNetz-Verein am Internet-Verkehr teilnehmen können. In Aachen bieten beispielsweise zwei im IN organisierte Domains (fido.de und oche.de) und damit einige privat betriebene Mailboxen auch Privatpersonen kostengünstigen Zugang über Modem an. Im einfachsten Fall wird zumindest der E-Mail- und News-Dienst angeboten, eventuell kann auch ein direkter Zugang und damit die Nutzung der TCP/IP-Dienste mit dem entsprechenden Protokoll (SLIP oder PPP) möglich sein (nur bei IN).

Eine weitere Möglichkeit bietet der im Moment im Aufbau befindliche Gateway über Datex-J (Bildschirmtext der Telekom, *internet#), allerdings sind hier vergleichsweise hohe Kosten zu erwarten. Abgesehen vom Datex-J-Zugang über ISDN wird die Nutzung durch die niedrige Übertragungsrate von maximal 2400 bit/s erschwert, die erst in den nächsten Jahren angehoben werden soll.



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Mon Oct 31 16:34:47 MET 1994