Das in der RFC 959 standardisierte File Transfer Protocol ermöglicht den systemunabhängigen Transfer beliebiger Dateien zwischen zwei Rechnern. Der ebenfalls mit FTP bezeichnete Dienst stellt neben dem Protokoll einen Satz von Befehlen zur Verfügung, mit denen ein entfernter Rechner für die Übertragung gesteuert werden kann.
Da die Systemunabhängigkeit bei der Vielzahl der verschiedenen Hardware und Betriebssysteme nicht immer erreicht werden kann, verwendet FTP zwei unterschiedliche Betriebsmodi.
Im ASCII- Betriebsmodus werden dabei die auf verschiedenen Rechnertypen verwendbaren Zeichensätze und Textformate so umgesetzt, daß z.B. eine UNIX-Textdatei auch auf einem MS- DOS-Rechner lesbar ist und umgekehrt (MS-DOS verwendet für das Zeilenende CR LF, während UNIX nur LF verwendet). Diese Umsetzung ist natürlich nicht erwünscht, wenn andere Dateiformate wie Programme, Bilder etc. übertragen werden sollen. Um z.B. MS-DOS-EXE-Dateien, die auf UNIX-Rechnern gespeichert sind, auf den PC zu übertragen, muß in den Binary-Modus umgeschaltet werden.
Normalerweise benötigt ein Benutzer eine Zugangsberechtigung auf beiden beim Transfer beteiligten Rechnern, doch bekannt geworden ist FTP durch die Möglichkeit des Anonymous-FTP. Bei inzwischen weit über tausend Rechnern auf der ganzen Welt genügt beim Login die Anmeldung als ,,anonymous``. Als Passwort wird dann die eigene E-Mail-Adresse erwartet (die man auch eingeben sollte!). Auf diese Weise wird der Zugriff auf eine unüberschaubare Menge an Software (Public Domain/ Freeware/ Shareware), Texten zu Hunderten von Themen, Bildern, Sounds, kurz allem was elektronisch speicherbar ist, ermöglicht.
Seit einem Jahr wird eine Variante von FTP, das File Service Protocol FSP diskutiert, das einige Nachteile von FTP bezüglich Übertragungssicherheit, Belastung von Servern und Benutzerfreundlichkeit beheben soll. Entsprechende FSP- Sites sind aber noch nicht weit verbreitet (mehr dazu in [13]).
Ein bedeutender Schritt zu mehr Benutzerfreundlichkeit wird auch mit den erweiterten Internet-Diensten wie Gopher (3.5) und World Wide Web (3.7) geleistet, die den FTP-Dienst integrieren können.
Archie (die Bezeichnung leitet sich von ,,archive`` ab) ist KEIN ,,konspiratives Spionageprogramm`` (CHIP 3/94 [6]), sondern eine für jeden frei zugängliche Datenbank, die die Inhaltsverzeichnisse aller ebenso frei zugänglichen Anonymous- FTP-Server enthält.
Anfang 1990 entwickelten zwei Programmierer an der McGill University in Montreal, Kanada, ein Datenbanksystem, um den Zugriff auf die inzwischen unüberschaubare Menge an Dateien auf FTP-Servern zu erleichtern.
Archie-Server sammeln die Inhaltsverzeichnisse von Anonymous-FTP-Servern und stellen einen Index zusammen, auf den sowohl über E-Mail und Telnet als auch über einen lokalen Client zugegriffen werden kann. Nach Eingabe des Dateinamens (oder eines Teilstrings) liefert Archie als Ergebnis diejenigen FTP-Server, auf denen das gesuchte Programm gespeichert ist.
Etwa einmal pro Monat wird die Datenbank aktualisiert, indem erneut die Verzeichnisse der bekannten FTP-Server gelesen werden. Diese müssen dazu vorher registriert werden, da die Site Description Database von Hand verwaltet wird.
Zur Zeit können die Dienste von mehr als 20 Archie-Servern auf der ganzen Welt in Anspruch genommen werden. Die Anzahl der bekannten FTP-Server und damit der Inhalt der Datenbanken kann sich von Server zu Server unterscheiden, meist werden regionale Schwerpunkte gesetzt.