In diesem Abschnitt wird darauf eingegangen, welche Möglichkeiten das Internet bietet, um mit anderen Netzteilnehmern zu kommunizieren und welche Vorteile es gegenüber anderen Medien besitzt.
Für die one-to-one Kommunikation mit einem bekannten Partner bietet das Internet mit Electronic Mail einen sehr leistungsfähigen Kommunikationsdienst, der verschiedene Vorteile gegenüber traditionellen Methoden wie Brief, Fax oder Telefon besitzt und einen idealen Mittelweg zwischen synchroner und asynchroner Kommunikation darstellt.
Synchrone Kommunikationsmethoden erfordern ein hohes Maß an Koordination bei den beteiligten Kommunikationspartnern: alle müssen gleichzeitig am selben Ort oder am Ort ihres Telefons präsent sein. Doch wie oft ist der Angerufene nicht erreichbar? Anrufbeantworter sind keine Lösung, wenn auf beiden Seiten immer nur ,,Ruf mich zurück`` auf Band gesprochen werden kann. Längere Mitteilungen auf Anrufbeantworter bereiten vielen Probleme, da die fehlende direkte Reaktion ungewohnt ist.
Mobilfunk löst zwar das Problem der Erreichbarkeit, erlaubt aber bei den heutigen Tarifen nur den Austausch kurzer und eiliger Mitteilungen. Oft ist der direkte Dialog aber gar nicht notwendig oder erwünscht, zumal ein Anruf immer einen Eingriff in die Privatsphäre des Kommunikationspartners bedeutet.
Asynchrone Kommunikation gibt den Kommunikationspartnern die Zeit, Anfragen oder Antworten genauer zu überdenken und auszuarbeiten, und erlaubt eine gewisse Distanz. Beim Brief macht sich aber u. U. die lange Transportzeit negativ bemerkbar (,,snail mail``), zudem ist das Verfahren, einen Brief zu versenden, recht aufwendig. Man braucht Papier und Stift, viel Zeit und muß schließlich noch eine längere Adresse und den Absender auf einen Umschlag schreiben, diesen frankieren und zum nächsten Briefkasten bringen.
Im geschäftlichen Bereich bietet das Fax aufgrund der einfachen Benutzung und des schnellen Transports einen fast idealen Mittelweg.
Doch da viele Texte heute mit dem Computer erstellt und verarbeitet werden, ist der Umweg über das graphische Format des Fernkopierers eigentlich unnötig. Zudem ist ein zusätzliches Gerät erforderlich, so daß oft ganze Firmenabteilungen oder Institute nur ein Faxgerät besitzen.
Electronic Mail bietet dagegen eine Reihe von Vorteilen:
Im Internet ist eine Mail in der Regel nur einige Sekunden bis wenige Minuten unterwegs und ermöglicht so schnelle Mitteilungen, auch wenn der Partner gerade nicht telefonisch erreichbar ist.
Mit den erweiterten E-Mail-Standards oder entsprechender Umwandlung lassen sich Daten beliebigen Formats (Text, Grafik, Sound, Programme) unverändert übertragen. Da z.B. ein Text als solcher (im ASCII-Format) empfangen wird, kann er leicht in die Antwort-Mail integriert werden. So kann direkt auf die zitierten Textabschnitte eingegangen werden.
Eine E-Mail zu versenden, benötigt außer der Zeit zum Schreiben nur wenige Tastendrucke, so daß man sehr viel leichter einen kurzen Gruß oder eine kurze Frage oder Mitteilung schicken kann. Mit Hilfe der Reply-Funktion der Mailprogramme (Antwort an den Absender) wird die ohnehin kurze Eingabe der Zieladresse weiter vereinfacht.
Eine eingehende E-Mail kann auf verschiedene Weise automatisch bearbeitet werden. Unter dem Betriebssystem UNIX können in eine Datei ,,.forward`` eine oder auch mehrere E-Mail-Adressen eingetragen werden, so daß eine eingehende Mail an diese weitergeleitet wird. Eine ,,Anrufweiterleitung`` bei zeitweiliger Abwesenheit ist dadurch ebenso möglich wie Rundschreiben in Institut oder Firma oder die im nächsten Abschnitt angesprochenen Mailing-Listen. Ebenso kann der Mail-Text Befehle zur Steuerung eines Servers wie Archie enthalten, und ermöglicht so auch Personen, die nur E-Mail-Zugang zum Internet besitzen, in gewissen Grenzen die Nutzung anderer Internet-Dienste.
Die Möglichkeit, E-Mail automatisch weiterzuleiten, hat zu einer Vielzahl von Diskussionsgruppen geführt. Informationen und Diskussionsbeiträge einzelner Teilnehmer können auf einfache Weise an alle anderen ,,Abonnenten`` innerhalb einer geschlossenen Benutzergruppe verschickt werden.
Viele öffentlich zugänglichen Mailinglisten bieten die Möglichkeit, sich als Teilnehmer einer Gruppe eintragen zu lassen. Dies kann durch eine Mail an einen Listserver, der die Eintragung automatisch vornimmt, oder an den Betreuer der Liste geschehen.
Eine Liste der öffentlich zugänglichen Mailing-Listen wird monatlich in der Newsgroup news.lists gepostet.
Die Teilnahme an einer Mailing-List macht nur dann Sinn, wenn man längere Zeit an einer Diskussion beteiligt sein möchte. Da der eigene E-Mail-Briefkasten benutzt wird (was allerdings auch zusätzliche Software wie bei NetNews erspart), wird die Übersicht über die eingehende Mail besonders bei mehreren Listen schwierig.
Die NetNews bieten eine weitere Möglichkeit, an Diskussionen zu den verschiedensten Themen teilzunehmen, im Gegensatz zu Mailinglisten ist jedoch keine explizite Registrierung bei einem Listserver zur Teilnahme notwendig.
Das ,,Abonnieren`` von Newsgroups wird vom lokalen Newsreader vorgenommen, der außerdem durch leistungsfähige Funktionen den Zugriff auf mehrere Gruppen erleichtert.
Der überwiegende Teil der mehreren tausend Newsgroups wird als reines Unterhaltungs- und Diskussionsmedium benutzt, so daß der Nutzen der NetNews umstritten ist.
Sicherlich ist das ,,Signal-Rausch-Verhältnis`` in vielen Gruppen ausgesprochen niedrig, aber man sollte nun auch nicht gerade alt.coffee lesen, wo man darüber diskutiert, welcher Kaffee der Beste ist oder ob man nun ein oder zwei Löffel Zucker nimmt.
Aber auch in Gruppen, die ein höheres Niveau aufweisen (beispielsweise de.comm.internet, sehr zu empfehlen) liefert oft nur ein Bruchteil der Artikel individuell nutzbare Informationen.
Doch die Informationen, die die NetNews bieten, resultieren aus dem gesamten Wissen einer großen Nutzergemeinde und sind oft auf anderem Wege kaum zu bekommen. Bruchstücke von Informationen, die in irgendwelchen anderen Medien von jemand aufgeschnappt wurden, werden von anderen zu einem kompletten Bild ergänzt.
Die NetNews sind deshalb auch als Informationsmedium zu empfehlen, besonders als Alternative zu den automatischen Suchmaschinen des Internets. Wer Informationen zu einem bestimmten Thema sucht, kann hier auf die Erfahrung vieler anderer Internet-Anwender zurückgreifen. Bei speziellen Anfragen, z.B. nach Literatur für ein bestimmtes Diplomarbeitsthema, sollte allerdings zunächst eine geeignete Newsgroup für eine Anfrage gesucht werden, da viele Teilnehmer empfindlich auf thematisch deplazierte Artikel reagieren. Ebenso sollte vor einer Anfrage erst in der sogenannten FAQ (Frequently Asked Questions) nachgesehen werden, ob diese Frage nicht schon einmal gestellt wurde. In einer solchen Liste werden die am häufigsten auftretenden Fragen mit den entsprechenden Antworten zusammengestellt und regelmäßig gepostet (siehe dazu auch im Anhang), damit nicht ständig die gleichen Fragen gestellt werden.
Außer den bisher genannten asynchronen Kommunikationsdiensten bietet das Internet auch die Möglichkeit des direkten Dialogs.
Beispielsweise ermöglicht unter dem Betriebsystem UNIX das Programm ,,talk`` einen Dialog zwischen zwei Teilnehmern, indem die eingetippten Zeichen zum jeweils anderen Terminal kopiert werden. Diese im Gegensatz zum Telefon etwas mühselige Form eines ,,Gesprächs`` macht aber nur Sinn, wenn weite Entfernungen sonst zu hohe Telefongebühren verursachen würden.
Während sich bei ,,talk`` allerdings nur zwei Teilnehmer gleichzeitig unterhalten können, bietet der Internet Relay Chat die Möglichkeit, eine Unterhaltung mit beliebig vielen anderen Gesprächspartnern zu führen.
IRC-Server, die über die ganze Welt verteilt sind, sorgen dafür, daß die Tastatureingaben der Teilnehmer an alle anderen IRC-Clients weitergereicht werden, so daß eine Kommunikation ähnlich wie beim CB-Funk möglich wird. Wesentliches Konzept des IRC ist der Kanal, dessen Name in der Regel schon das jeweilige Diskussionsthema angibt.
IRC ist 1988 an der Universität von Oulu, Finnland entwickelt worden und dient seither mehr der Unterhaltung als der wissenschaftlichen Kommunikation, obwohl der Dienst an sich diesbezüglich keine Einschränkungen macht. Die europäische Studentenvereinigung BEST (Board of European Students) nutzt IRC z.B. zu Online-Konferenzen zwischen den lokalen BEST-Gruppen an verschiedenen europäischen Universitäten.