Das Internet als Informationsmedium



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Das Internet als Informationsmedium

Das Internet ermöglicht nicht nur neue Kommunikationsformen, sondern bietet eine unermeßliche Vielzahl an Informationen zu den verschiedensten Themen. Bedingt durch die steigende Zahl nichttechnischer akademischer Einrichtungen und kommerzieller Unternehmen sind diese längst nicht mehr auf Informatik oder Kommunikationstechnik beschränkt, so daß das Internet auch für Wissenschaftler und Studenten anderer Disziplinen und für private Nutzer interessante Anwendungsmöglichkeiten bietet.

Im folgenden Abschnitt werden deshalb die besonders für Studenten wichtigen Möglichkeiten der Literatur- und Informationssuche aufgezeigt. Darüber hinaus wird auf frei zugängliche Software und anhand einiger Beispiele (über den im Anhang genannten WWW-Server erreichbar) auf allgemein nützliche Informationsangebote eingegangen.

Literatursuche

Eine der wichtigsten Aufgaben bei wissenschaftlichem Arbeiten ist die Suche nach geeigneten Literaturquellen. Dabei sind in der Regel zwei Schritte erforderlich. Zum einen muß eine Liste in Frage kommender Quellen erstellt werden, zum anderen muß die ausgewählte Literatur beschafft werden. Für beide Schritte bietet das Internet entsprechende Möglichkeiten und besitzt einige Vorteile gegenüber herkömmlichen Methoden.

Eine große Erleichterung für die Literatursuche bieten die über das Internet frei zugänglichen Literaturdatenbanken, beispielsweise die Library of Congress in den USA, die größte Bibliothek der Welt. Unter den über 4 Millionen Titeln sind auch deutsche vertreten, ansonsten gibt es in Deutschland viele Hochschulbibliotheken, die per Telnet und z.T. auch über Gopher oder WWW einen Zugriff auf den Bibliothekskatalog erlauben. Auf diese Weise kann man nach Titeln oder nach allen Veröffentlichungen eines bestimmten Autors suchen und erhält so alle notwendigen bibliographischen Angaben, um sich in Buchhandlungen oder Bibliotheken die Literatur zu besorgen.

Leider ist ein direkter Online-Zugriff auf die in Bibliothekskatalogen verzeichnetet Literatur nicht möglich (,,ein Traum für Bibliotheks- und Fernleihegeschädigte``). Doch auch für den direkten Zugriff bietet das Internet eine Fülle an Literatur, besonders zu Themen wie Kommunikationstechnik und Computer, aber auch für andere wissenschaftliche Bereiche. Der Zugriff ist aufgrund der dezentralen Informationshaltung nur nicht ganz so einfach.

Inzwischen wurden aber verschiedene Suchmaschinen entwickelt, die durch eine Schlüsselwortsuche weiterhelfen können.

Archie (siehe Kapitel 3.4.1) ist für die reine Informationssuche nicht so gut einsetzbar, da nur Dateinamen indiziert werden und diese selten aussagekräftig genug sind. Die Domäne von Archie ist eher der Software-Bereich (siehe 4.2.2).

Wichtigstes Hilfsmittel für diesen Zweck ist Veronica (siehe Kapitel 3.5.1). Da die Titel von Gopher-Menüpunkten oder -Dokumenten länger und ausführlicher als einfache Dateinamen sein können (z.B. auch Subject-Zeilen von archivierten News-Artikeln), führt die durch Veronica zur Verfügung gestellte Schlüsselwortsuche sehr viel eher zum Erfolg.

Wie brauchbar die neuen Suchmaschinen für das World Wide Web sind, hängt wesentlich von der Politik der Betreiber ab. Einige Maschinen wandern durch alle Links, die sie finden können, und können so eine größere Zahl von Servern erreichen. Allerdings ist dieses Verfahren nicht besonders effizient. Andere machen eine Indizierung von einer expliziten Registrierung abhängig, so daß eine Initiative auf Seiten der jeweiligen Systemadministratoren erforderlich ist und die Verbreitung deshalb nicht so hoch ist.

Darüber hinaus bieten auch die Archive einiger informationsbezogener Newsgroups (Informationen dazu sollten in der jeweiligen FAQ zu finden sein) Anhaltspunkte für weitere Informationen. Wenn ein Index aller Subject-Zeilen zur Verfügung steht, können so auch ältere Artikel über eine Schlüsselwortsuche ausgewählt werden.

Man sollte sich aber darüber im klaren sein, daß der Erfolg einer Schlüsselwortsuche ganz erheblich vom Schlüsselwort selbst abhängt. Niemand sollte auf die Idee kommen, Veronica nach ,,Internet`` o.ä. zu befragen, 33000 Menütitel wird man wohl kaum durcharbeiten können. Ebenso problematisch sind mehrfach interpretierbare Suchwörter oder Substrings. Zum Beispiel suchte ein wissenschaftlicher Angestellter mit Hilfe von Archie und dem Suchstring ,,fem`` nach Informationen zu ,,Finite Elemente Methoden``, und war von den vielen Antworten mit ,,female`` nicht sehr begeistert.

Da Suchmaschinen wie Veronica keine Mitarbeit der Autoren oder Informationsanbieter fordern, sind die Menü- oder Dokumenttitel oft nicht aussagekräftig genug, so daß interessante Dokumente gar nicht gefunden werden oder das Suchergebnis viele unbrauchbare Dokumente enthält.

Doch können die durch eine Schlüsselwortsuche gefundenen Informationen den Aufwand durchaus rechtfertigen, zumal ein großer Teil dieser Informationen auf konventionellem Wege sehr viel schwerer bis gar nicht erreichbar ist.

Sollte dieser Weg nicht zum Erfolg führen, so ist die beste Alternative zur Schlüsselwortsuche die Anfrage in einer geeigneten Newsgroup. Auf diese Weise kann eine große Zahl von Lesern, die sich mit diesem Thema auskennen, erreicht werden, wobei in Ermangelung von geeigneten Schlüsselwörtern auch eine Umschreibung des Problems möglich ist.

Public Domain Software

 

Die Frage ,,Warum das Rad zweimal erfinden¿` müssen sich besonders Programmierer stellen. Bevor sie irgendein neues Programm erstellen, sollten sie sich darüber im klaren sein, daß wahrscheinlich irgendjemand in der Welt schon mal das gleiche oder ähnliches programmiert hat und seine Routinen über einen Anonymous-FTP-Server der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Ein großer Teil der eigenen Entwicklungszeit kann eingespart werden, wenn solche Routinen, als Bibliothek oder oft sogar im Source-Code, in die eigene Arbeit eingebunden werden. Doch wie findet man passende Routinen? Suchprogramme wie Archie helfen nicht besonders gut weiter, wenn kein Dateiname bekannt ist. Der einfachste Weg besteht hier darin, sich die Inhaltsverzeichnisse von entsprechenden Verzeichnissen großer FTP-Server zu besorgen und dann anhand der Beschreibung die Programme auszuwählen.

Wie bei der Literatursuche gilt auch hier, daß eine Anfrage in den lang(uage)-Newsgroups der NetNews (comp.lang.* bzw. de.comp.lang.*) erfolgversprechend sein kann.

Die Vielzahl an Public Domain Software, Freeware und Shareware beschränkt sich nicht nur auf Programmierunterstützung, sondern bietet zu nahezu jeder Anwendung Alternativen zu kommerziellen Programmen. Wer bereits den Namen eines für ihn interessanten Programms oder zumindest einen relevanten Substring kennt, kann sich mit Archie die aufwendige Suche auf verschiedenen FTP-Servern sparen, wer einfach nur schauen will, ,,was es so gibt`` und was er gebrauchen kann, wird aber sehr viel Zeit brauchen.

Gemessen an den Kosten, die beim herkömmlichen Vertrieb von Shareware oder Public Domain Software über CD-ROM, Diskette, BTX oder Videodat bezahlt werden müssen, bietet das Internet eine lohnende Alternative.

Nützliche Informationsangebote

Mit der Vielzahl an Informationsanbietern wächst ebenso schnell das Informationsangebot, und das nicht nur im technisch-wissenschaftlichen Bereich. Besonders im WWW werden inzwischen sehr viele Informationsdienste angeboten, die für den alltäglichen Gebrauch sehr nützlich sind. Dazu zählen Lexika und Wörterbücher (z.B. Webster's Dictionary), Server für Postleitzahlen und Telefonvorwahlen und seit neuestem ein Railserver, der Bahnverbindungen berechnet.

Auch für viele Hobbys ist das Internet eine Fundgrube. Wer sich beispielsweise für Filme interessiert, kann in Cardiff, UK auf eine ausgezeichnete Datenbank mit über 25000 Filmen zugreifen, und wer eine Reise ins Ausland plant, kann für viele Länder Tourist-Infos und nähere Informationen zum Land bekommen.

Diese Liste läßt sich beliebig fortsetzen, doch verschwimmen bald die Grenzen zwischen brauchbarer Information und Spielerei.



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Mon Oct 31 16:34:47 MET 1994